"Engagierte LehrerInnen sind positive Ausnahmen": Vorurteile gegenüber Minderheiten würden in der Klasse kaum aufgearbeitet, kritisiert Zara

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Rückgang an Rassismus-Vorfällen 2008 - laut Zara eine Folge rückläufiger Klagen über Beschmierungen

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Warum wählen so viele Jugendliche rechts? Diese Frage wurde nach dem Wahlsieg von BZÖ und FPÖ bei den letzten Nationalratswahlen oft gestellt. Der aktuelle Rassismus-Report von Zara könnte zumindest Erklärungsansätze bieten: Was SchülerInnen betrifft, trägt die rechtspopulistische Einteilung in "Wir ÖsterreicherInnen" und "ihr AusländerInnen" ihre Früchte im Schulalltag - im Unterricht seien diese Fragen hingegen kaum Thema.

Verhärtete Fronten

Egal, ob österreichische StaatsbürgerIn oder nicht: Wer als "ausländisch" betrachtet wird, ist in der Schule gehäuft Anfeindungen ausgesetzt. Ein Zara-Projekt, bei dem SchülerInnen den bewussten Umgang mit Diversität und die Vermeidung von Alltagsrassismen lernen, habe auch bei den Zara-TrainerInnen zu Lerneffekten geführt: Sie hätten gespürt, dass es zu einer deutlichen "Verhärtung der Fronten zwischen 'Einheimischen' und 'AusländerInnen'" in den Klassen gekommen sei, erzählt Zara-Geschäftsführerin Barbara Liegl.

Grund zur resignierenden Betroffenheit sei das aber nicht: "Es ist sehr wohl möglich, Jugendliche für Anliegen wie Zivilcourage zu interessieren", sagt Zara-Trainer Dieter Schindlauer. Im Schulwesen sei der Umgang mit Diversität aber kaum Thema - engagierte LehrerInnen seien "positive Ausnahmen".

Konfliktherd Gemeindebau

Neben der Bildung war der Bereich Wohnen im Vorjahr Hauptthema bei Zara: Öfter als zuvor hätte es Klagen über Nachbarschaftskonflikte gegeben, sagt Wolfgang Zimmer, Leiter der Zara-Beratungsstelle. BewohnerInnen mit Migrationshintergrund seien zunehmend Feindseligkeiten ihrer NachbarInnen ausgesetzt. Gelöst würden diese Konflikte jedoch selten, "da die andere Konfliktpartei der Mediation nicht zustimmen wollte", so Zimmer. Wenn Mediation nicht hilft, dann bleibe oft nur noch der Rausschmiss als Alternative. "Ich würde mir einen Zwischenschritt wünschen, zum Beispiel in Form eines Schlichtungsverfahrens", sagt Zimmer. 

Im Vorjahr wurden bei Zara um 127 Rassismusvorfälle weniger gemeldet als 2007. Verantwortlich für den Rückgang ist die geringere Zahl an gemeldeten Beschmierungen - bei allen anderen Vorfällen seien Zunahmen registriert worden. Wobei die Zara-Zahlen kein Bild der Rassimus-Lage der Nation zeichnen: Für systematisches Monitoring fehlt der NGO das Geld. (mas, derStandard.at, 20.3.2009)