Im Prückel sind "Augustin"- und andere Verkäufer unerwünscht

Foto: STANDARD/Christian Fischer

Wien - In ihrem Lokal, sagt Christl Sedlar, entscheide sie nach eigenem Gutdünken, wer hereindarf und wer nicht. "Das ist mein gutes Recht", meint die Chefin vom Café Prückel "außerdem habe ich gegenüber meinen Gästen eine Verantwortung." Und diese fühlten sich von Verkäufern der Obdachlosenzeitung Augustin gestört.

Seit kurzem pickt ein Zettel im Fenster

Jede halbe Stunde schneie ein anderer, zumeist angeheiterter Obdachloser herein und versuche auf recht aufdringliche Weise den Augustin unter die Leute zu bringen. Damit soll in der Kaffeehaus-Institution am Stubenring nun Schluss sein: Seit kurzem pickt ein Zettel im Fenster, auf dem steht: "Aus gegebenem Anlass dürfen keine Augustin und andere Warenverkäufer in diesem Lokal ihre Waren verkaufen." Konkreter Vorfall sei diesem Schritt keiner vorausgegangen, sagt Sedlar. Dass im Prückel überhaupt keine Waren mehr verkauft werden, schließt sie dennoch aus. Gegen Rosenverkäufer, "die sich anständig benehmen und nicht jede halbe Stunde hereinkommen", habe sie an sich nichts.

Diskriminierend

"Ich halte das für sehr diskriminierend", sagt Augustin-Mitbegründerin Erika Parzer. "Wenn, dann muss das Verbot für alle Verkäufer gelten." Die Augustin-Belegschaft rate den Verkäufern stets, die Wirte um Erlaubnis zu bitten, bevor sie Gäste ansprechen. Dass in manchen Cafés halbstündlich einer auftauche, sei ein schwer zu lösendes Problem. "Es geht ja jeder auf eigene Faust los."

Ist die Chefin außer Haus, schummelt sich offenbar dennoch hin und wieder ein Augustin-Verkäufer ins Prückel. Jedenfalls wurden dort auch nach der Verbotszettel-Anbringung welche gesichtet. (stem, DER STANDARD Printausgabe 19.3.2009)