Bild nicht mehr verfügbar.

Gut geparkt: Das Space Shuttle "Discovery" vollendete sein Andockmanöver um 22:19 Uhr (MEZ).

Foto: AP/NASA TV

Cape Canaveral - Die Astronauten der US-Raumfähre "Discovery" sind zwei Tage nach ihrem Start in der Internationalen Raumstation (ISS) eingetroffen. Ihr Raumschiff dockte in der Nacht zum Mittwoch 350 Kilometer über Australien an der Station an. "Wir haben ziemlich lange auf euch gewartet", sagte ISS-Kommandant Mike Fincke in Anspielung auf die mehr als einmonatige Verzögerung der "Discovery"-Mission. "Lasst uns an die Arbeit gehen."

In den nächsten acht Tagen steht den Astronauten tatsächlich reichlich Arbeit bevor: Ihre wichtigste Aufgabe ist es, das vierte und letzte Sonnensegel an der Station zu montieren. Bereits am Donnerstag müssen dazu zwei Astronauten zu Montagearbeiten in die Schwerelosigkeit des Alls. Der "Weltraumspaziergang" soll um 18.13 Uhr MEZ beginnen und gut sechs Stunden dauern.

"Das Andocken ist wie im Bilderbuch gelungen", schwärmte eine Sprecherin im NASA-Kontrollzentrum in Houston im Bundesstaat Texas. Um 22.19 MEZ hatte der Shuttle sein schwieriges Manöver beendet und am vorgesehenen "Parkplatz" angedockt - während die Station in mehreren Hundert Kilometer Höhe über Australien hinwegflog. Vor dem Andocken hatte Shuttle-Kommandant Lee Archambault die Discovery um sich selbst gedreht, damit die Besatzung der ISS die Außenhülle der Raumfähre auf mögliche Schäden kontrollieren konnte. "Der Orbiter ist in gutem Zustand", funkte ISS-Kommandant Michael Fincke im Anschluss an Houston.

Kein Ausweichen für die ISS

Vor dem Andocken hat die NASA Entwarnung gegeben: Entgegen ersten Einschätzungen erforderte das Risiko einer Kollision mit Weltraumschrott kein Ausweichmanöver. Eine Steuerung der ISS zu einer anderen Position hätte auch die "Discovery" zu einer Kursanpassung gezwungen. Erst am Donnerstag vergangener Woche hatten sich die drei Besatzungsmitglieder der ISS in ihre Rettungskapsel begeben müssen - ein anderes Stück Weltraumschrott war der 350 Kilometer über der Erde kreisenden Station bedrohlich nahegekommen. Weil die Warnung sehr kurzfristig eintraf, war die Zeit für ein Ausweichmanöver zu knapp. Solche Kursänderungen gab es bisher acht Mal, zuletzt im August vergangenen Jahres.

Die Schrottteile, die der Station am Montag Sorgen machten, stammten von dem sowjetischen Militärsatelliten Kosmos 1275, der schon kurz nach dem Start 1981 auseinanderbrach. Diese Wolke mit 310 Trümmerteilen bewegt sich langsam in niedrigere Umlaufbahnen.

Die "Discovery" transportiert unter anderem neue Sonnensegel für die Energieversorgung zur ISS. Wegen einer Verzögerung des Starts um mehr als einen Monat wurde die Dauer der Reise um einen Tag auf 13 Tage verkürzt. Auch die Zahl der Einsätze im freien All wurde von vier auf drei verringert. Zwei weitere Sonnensegel sollen die bereits sechs installierten Solaranlagen ergänzen und der ISS damit die volle Stromversorgung ermöglichen. Diese ist unerlässlich, weil die ISS-Besatzung im Mai von drei auf sechs aufgestockt werden soll.

Wasser-Recycling-Anlage wird repariert

Mit im Gepäck der "Discovery" sind zudem Ersatzteile für eine moderne Wasser-Recycling-Anlage, die aus Urin und der Feuchtigkeit der Atemluft der Astronauten Trinkwasser aufbereiten kann. Die Vorrichtung war bereits Ende vergangenen Jahres installiert worden, es gab aber technische Probleme. Zur siebenköpfigen "Discovery"-Crew gehört auch der Japaner Koichi Wakata. Er löst die US-Astronautin Sandra Magnus auf der ISS ab und wird das erste japanische Crew-Mitglied auf der Raumstation sein.

Trotz des verkürzten Aufenthalts im All kann die Besatzung der "Discovery" nach Angaben der NASA 80 bis 90 Prozent der geplanten Arbeiten erledigen. Der abgesagte vierte Außeneinsatz soll später von der Besatzung der ISS nachgeholt werden.

Ursprünglich hätte sich die "Discovery" schon Anfang Februar auf Weg machen sollen, hartnäckige Probleme mit Ventilen am Außentank sowie ein Leck an einer Wasserstoff-Leitung führten dann aber zu mehreren Startverzögerungen. Der Flug der "Discovery" ist der erste von fünf geplanten Shuttle-Starts in diesem Jahr. (APA/AP/dpa/red)