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Gjorge Ivanov, dem Bewerber der regierenden National-Konservativen (VMRO-DPMNE), werden die größten Siegeschancen eingeräumt

Foto: AP Photo/Grdanoski

Belgrad/Skopje - Man nennt ihn den mazedonischen Obama. Imer Selmani (41) Chef und Kandidat der albanischen, im September gegründeten Partei "Neue Demokratie", hat gute Chancen bei den Präsidentschaftswahlen am Sonntag in die zweite Wahlrunde zu kommen. Der ehemalige Gesundheitsminister spricht neben Albanisch auch fließend Mazedonisch, Serbisch, Türkisch und Romanes. Er ist der erste albanische Präsidentschaftskandidat, der auch mit Stimmen von Nichtalbanern rechnen kann. Im Gegensatz zu seinen Kontrahenten bei den anderen beiden albanischen Parteien, der "Albanischen demokratischen Integrationsunion" und der "Demokratischen Partei der Albaner", für die überraschenderweise eine Frau, die Albanologin Mirushe Hoxha kandidiert. In Mazedonien leben rund 25 Prozent Albaner.

Auch viele slawische Mazedonier würden Selmani gerne an der Staatsspitze sehen, weil dies der ganzen Welt zeigen würde, dass Mazedonien ein weltoffenes, demokratisches Land ist und dass es die schweren nationalen Konflikte überwunden hat. So weit ist es allerdings acht Jahre nach dem Ende der blutigen Auseinandersetzung zwischen albanischen Rebellen und mazedonischen Sicherheitskräften noch nicht. In Meinungsumfragen führt mit über 25 Prozent der Kandidat Gjorge Ivanov (49) von der regierenden national-konservativen VMRO-DPMNE.

Ex-Freunde und Konkurrenten

Mit halb so vielen Stimmen kann laut Umfragen der Kandidat der oppositionellen Sozialdemokraten, der ehemalige Innenminister Ljubomir Frckovski (53) rechnen. Beide sind Professoren an der juridischen Fakultät in Skopje, haben gemeinsam ein Buch veröffentlicht und waren befreundet, bis sie sich politisch trennten, als Ivanov seine linken Ideale aufgab. Auch Ljube Boskovski könnte als unabhängiger Kandidat mitmischen. Der ehemalige Innenminister aus den Reihen der VMRO wurde wegen Kriegsverbrechen vom UNO-Tribunal angeklagt und im Vorjahr freigesprochen. Parallel zu den Präsidentschaftswahlen finden auch Kommunalwahlen statt, die vor allem für die albanischen Parteien bedeutend sind. Am wichtigsten wäre aber, dass es nicht wie bei den Parlamentswahlen im vergangenen Sommer zu Gewaltausbrüchen kommt.

Die EU hat wiederholt kritisiert, dass Mazedonien die politischen Kriterien für einen Beitritt nicht erfüllt, solange es immer wieder bei Wahlen zu Unregelmäßigkeiten kommt. Die Polizei hat deshalb vor allem in den von Albanern bewohnten Gebieten Sicherheitsmaßnahmen getroffen. Den Wahlgang der 1,8 stimmberechtigten Bürger werden 350 internationale Beobachter verfolgen. (iva/DER STANDARD, Printausgabe, 21./22.3.2009)