Wien - An den Wiener Dermatologen und Hobbyfotografen Max Wolf (1892-1990) erinnerte eine Ausstellung, die die Wiener Galerie Westlicht im Frühjahr 2003 in Kooperation mit der Österreichischen Nationalbibliothek zeigte.

Wolf konnte 1938 mit Hilfe von Albert Göring, dem Bruder von Hermann Göring, aus Österreich über Jugoslawien in die USA flüchten. Unter dem Titel "Max Wolf. Fotografie in der Emigration" dokumentierte die Schau ein ungewöhnliches jüdisches Emigrantenschicksal und zugleich ein wichtiges Segment österreichischer Fotografie.

Hafenansicht Mittelmeerkreuzfahrt, 1934

Foto: Österreichische Nationalbibliothek

Fotografenlaufbahn

Zur Fotografie kam der aus Wiener Neustadt stammende Dermatologe ursprünglich, als er an der Wiener Poliklinik Hautzustände von PatientInnen fotografisch dokumentieren sollte. In der Folge trennte er aber strikt zwischen medizinischen Aufnahmen und privaten, künstlerischen. Für letztere fand Wolf seine Motive beim Wandern und auf Urlaubsreisen, aber auch unmittelbar vom Fenster seiner Wohnung am Stephansplatz aus. Er erweiterte seine Kenntnisse im renommierten Wiener Photoclub und beteiligte sich erfolgreich an Fotowettbewerben.

Stephansplatz, Straßenszene Wien, 1932

Foto: Österreichische Nationalbibliothek

Seine Kamera konnte Wolf in die Emigration mitnehmen. Und so nahm er selbst in Dubrovnik, der ersten Station seiner Flucht, an einem Wettbewerb des jugoslawischen Fremdenverkehrsverbands teil. Der Großteil von Wolfs fotografischen Arbeiten entstand aber nach dem Zweiten Weltkrieg bis Mitte bis der 70er Jahre. Der Hautarzt hatte 1940 in New York eine eigene Arztpraxis eröffnet und brachte von seinen zahlreichen Kongress- und Urlaubsreisen Aufnahmen aus der halben Welt mit. Zur Entwicklung schickte er die Filme kurioserweise, selbst im Exil und bis zuletzt, nach Österreich.

Fronleichnamsprozession Wien, St. Stephan, 20. Juni 1935

Foto: Österreichische Nationalbibliothek

Wolfs Stil

Prof. Erich Lessing, der die Schau zusammen mit Ulla Fischer-Westhauser kuratiert hat, sieht Wolfs Bedeutung vor allem als Spiegel der Entwicklung der österreichischen Fotografie und Amateurfotografie. Von der internationalen Entwicklung der Fotografie blieb Wolf ziemlich unbeeinflusst.

Man findet bei ihm etwa so gut wie keine "typische" New Yorker Straßenszene, er interessierte sich weder für die Großstadt als Motiv noch für die Anliegen der Avantgarde. Stilistisch konstant, konzentrierte er sich auf klassische Landschaftsaufnahmen und Genreszenen, typische Motive der Hobbyfotografie, nur eben technisch und kompositorisch perfekt. Seine Fotos sind aber auch als historische Dokumente wertvoll, etwa die von seinem Fenster aus gemachten Aufnahmen von Heimwehr-Aufmärschen anlässlich der Fronleichnamsprozession 1935.

An Bord der "Ozeania", 1934

Foto: Österreichische Nationalbibliothek

Der Nachlass

Rund 2.220 Schwarzweiß-Abzüge, 2.000 Dias und dreizehn Alben hat Wolf hinterlassen. Rund 100 SW-Fotos davon waren in der Galerie Westlicht zu sehen. Wolfs Witwe Grete, die voriges Jahr kurz vor ihrem 100. Geburtstag starb, schenkte den Nachlass 1998 der Nationalbibliothek.

Lessing sprach sich in diesem Zusammenhang bei der Presseführung auch für das Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek als die richtige Stelle aus, um das fotografische Erbe Österreichs aufzubewahren, zu bearbeiten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. "Damit die österreichische Fotografie wieder den internationalen Stellenwert bekommt, der ihr zusteht, den sie aber verloren hat." (APA)

Landschaft mit Grenzbalken 1950er Jahre

Foto: Österreichische Nationalbibliothek

"Max Wolf. Fotografie in der Emigration",
Eine Ausstellung im Frühjahr 2003 in der Galerie WestLicht

San Tomás Chichicastenengo, Guatemala, 1959

Foto: Österreichische Nationalbibliothek