Wien - Der Prozessstart gegen Josef F. hat am Montag die Medienwelt in Atem gehalten. Internationale Medien verfolgten die Verhandlung per Liveticker auf ihren Webseiten. Kurz nach Prozessbeginn erschien im Internet weltweit das Foto des Angeklagten, der sich eine blaue Mappe vor sein Gesicht hält.

"The Guardian" online zum Verhandlungsbeginn: "Der 73-Jährige bedeckte sein Gesicht mit einer blauen Mappe, als er bei der Anklageband in St. Pölten erschien. (...) Er trug einen grauen Anzug, ein dunkles Shirt und eine gestreifte Krawatte. Er wurde gegen 9.30 in den Gerichtssaal gebracht, da konnten Medien und Öffentlichkeit einen ersten Blick auf den robusten Pensionisten werfen, der ein Doppelleben geführt hat (...) F. zeigte während der zehn Minuten, in denen Kameras im Gericht erlaubt waren, nicht sein ganzes Gesicht. Er blieb still, als österreichische TV-Journalisten ihn Mikrofone hinhielten und Fragen stellten."

"Daily Mail" online: "Das Kellermonster versteckt sein Gesicht, als er vor Gericht erscheint (...). F. hielt sich vor der Presse hinter einer blauen Ringmappe versteckt, als er in den Gerichtssaal in St. Pölten, westlich von Wien, kam."

Die britische Tageszeitung "The Sun" veröffentlichte in ihrer Online-Ausgabe am Montag ein nach eigenen Angaben authentisches Interview mit der Ehefrau des "Kellerinzestmonsters": "Ich weiß nicht, wie es mit mir weitergeht. Mein Leben ist bereits genug ruiniert." Sie habe kein Geld, alles, was ihr geblieben sei, sei ihr Stolz - "das, und meine Familie. Alles, was ich will, ist meine Familie zu behalten." Menschen hätten so vieles über sie gesagt: "Aber ich kann nicht sprechen. Ich möchte einfach in Ruhe gelassen werden." Die Tageszeitung zitierte auch ihre Schwester Christine: "Sie ist ein emotionales und körperliches Wrack. Könnte sie sich nicht um ihre Kinder kümmern, dann, glaube ich, könnte sie nicht weitermachen. Sie wird es nie überwinden, aber ich hoffe, dass sie etwas Frieden findet."

"The Mirror" schreibt im Internet ebenfalls vom "österreichischen Kellermonster": "Josef F. muss sich wegen Mordes, Vergewaltigung, Blutschande, Nötigung, Sklavenhalterei und Freiheitsentziehung verantworten."

"Sein Verbrechen sprengt jede Vorstellungskraft: 8.516 Tage lang spielte Josef F. Gott", ist auf der Website der "Bild"-Zeitung zu lesen: "Heute beginnt in St. Pölten der Prozess gegen Inzest- Monster Josef F. Gegen den Mann, der seine Tochter 24 Jahre lang im Keller einsperrte, sieben Kinder mit ihr zeugte, eins von ihnen sterben ließ."

"Unter riesigem Medieninteresse hat am Montag in Österreich der Prozess gegen den Inzest-Vater von Amstetten begonnen", schreibt der "Tagesanzeiger" auf seiner Website. "F. versteckt sein Gesicht hinter Aktenordner."

"Das 'Kellermonster' steht vor Gericht", schrieb die "taz - die tageszeitung" in ihrer Montagausgabe. "Die niederösterreichische Landeshauptstadt St. Pölten erlebt dieser Tage eine wahre Belagerung durch die internationale Presse. Der Strafprozess gegen Josef F. hat die 50.000-Einwohner-Stadt in einen Ausnahmezustand versetzt. Das 'Kellermonster', das seine Tochter 24 Jahre in einem Bunker unter dem eigenen Garten gefangen hielt und dort sieben Kinder mit ihr zeugte, erregte schon weltweite Aufmerksamkeit, als das Verbrechen im April 2008 aufflog."

Die "Stuttgarter Nachrichten" bezogen sich in einem Leitartikel auf den Ausschluss der Öffentlichkeit: "Das ist in gewisser Weise verständlich. Würden die Details ihres Martyriums vor aller Augen verhandelt, müssten die Opfer den Terror der Isolation gegen den Terror der Öffentlichkeit eintauschen. Die Gesellschaft, die sie schon einmal alleinließ, verginge sich erneut an ihnen." Öffentlichkeit sei nicht das höchste, aber ein hohes Gut: "Das droht jetzt, wo sich alle Welt zu Recht wieder über die Paparazzi empört, in Vergessenheit zu geraten. Hinter der allgemeinen Abscheu gegen Voyeure und sensationsgeile Reporter, selbst hinter dem Wunsch nach Diskretion für die Opfer verbergen sich nicht nur edle Absichten. Das Verbrechen gegen die Menschlichkeit, das sich in der niederösterreichischen Kleinstadt ereignet hat, geht die Menschheit etwas an. Es ist kein 'niederer Instinkt', der Menschen nach solchen Taten bewegt. Wir wollen und sollten wissen, wie das passieren konnte. Wie wird ein Vater so? Wie erkennt man solche Täter? Auch unser psychologisches Interesse verdient es nicht, als Voyeurismus abgetan zu werden."

Das Teilgeständnis von F. war am Montagvormittag schließlich sogar eine "Breaking News"-Story auf dem weltweiten Nachrichtensender CNN. (APA)