Oh Du mein Klagenfurt, wo ich geboren bin, dort ist die Welt so schön und voller Sonnenschein ..." Immer, wenn Christian Scheider hüftwackelnd seinen Klagenfurt-Song anstimmt, dann beginnt es im Saal zu kochen, und die Zuhörer versinken in seliges Schunkeln. BZÖ-Mann Christian Scheider ist aber kein pseudovolkstümelnder Popstar, sondern Klagenfurts neuer populärer Bürgermeister.

Ungewohnt ist ein singender Bürgermeister für die Klagenfurter keineswegs, knüpft der neue doch an seinen leutseligen Vor-Vorgänger Leopold Guggenberger an, der das Stadtvolk regelmäßig mit dem Schneewalzer zu begeistern wusste. Der greise, aber immer noch fidele ÖVP-Altbürgermeister war seinem politischen Enkel auch mit einer Wahlempfehlung für die Bürgermeister-Stichwahl zur Seite gestanden. Sozusagen als Dankabstattung für die jahrzehntelange Unterstützung von ÖVP-Stadtoberhäuptern durch die Klagenfurter Freiheitlichen.

Und auch ein besonderer Talisman dürfte dem 45-Jährigen bisherigen Sozialstadtrat wohl geholfen haben, den Klagenfurter Bürgermeister-Sessel zu erobern: die orange Krawatte seines verstorbenen politischen Entdeckers Jörg Haider. Niemand Geringerer als dessen Witwe Claudia hatte sie dem Vater einer Tochter öffentlich überreicht und Scheider damit zum legitimen Erben erklärt.

Scheider fiel seinem Idol Haider erstmals bei einem Tennisturnier auf. Der erkor den Zwanzigjährigen, der nach seinem Schulabbruch ein unauffälliges Leben als Bürobote in der Landesregierung führte, kurzerhand zu seinem Tennislehrer und Laufbegleiter.

Der begeisterte Marathonläufer Scheider dankte es seinem Mentor mit zäher Arbeit für die freiheitliche Sache: zunächst als dessen persönlicher Referent, später als Kärntner Landesparteisekretär, Landtagsabgeordneter und Klagenfurter Bezirksobmann. 1997 schickte ihn Haider in den Klagenfurter Gemeinderat - es galt, die schwarz dominierte Landeshauptstadt zu knacken -, sechs Jahre später zog Scheider in den Stadtsenat ein. Dort setzte er sich vor allem für die kleinen Leute ein, startete sogar ein Volksbegehren, als ÖVP und SPÖ die Gemeindewohnungen verkaufen wollten. Inmitten derer zu sein, denen das Leben bisweilen nicht so gut mitgespielt hat, sah der Stadtpolitiker stets als seine Hauptaufgabe an. So führte er einen umstrittenen Sozialmarkt für Bedürftige ein, dem ein zweiter folgen sollte. Als Bürgermeister will er denn auch das Sozialressort um jeden Preis für sich behalten. (Elisabeth Steiner, DER STANDARD, Printausgabe, 16.3.2009)