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Schottlands Graeme Morrison entfernt freundlich ein Sandkorn aus dem Auge des irischen Captains Brian O'Driscoll.

Foto: Reuters/Moir

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Das zuletzt arg bröckelnde Empire hat sich zusammengerissen und zurückgeschlagen. Joe Worsley (samt Ugo Monye) bejubelt einen von insgesamt fünf Tries Englands gegen Frankreich.

Foto: Shaun Botterill/Getty Images

Wien/Edinburgh/Rom/London - Irland geht am kommenden Wochenenden mit sehr guten Chancen in die Entscheidungspartie der Six Nations gegen Wales in Cardiff. Der erste Sieg im wichtigsten Kräftemessen der Rugbianer nördlich des Äquators seit 24 Jahren ist zum Greifen nahe, denn die Iren liegen auch nach dem vierten Spieltag zwei Punkte vor den titelverteidigenden "Dragons". Sie weisen außerdem mit 104:58 gegenüber 85:64 auch die deutlich freundlichere Punktedifferenz auf. Die letzten theoretischen Aussichten der Franzosen wurden am Sonntag von den Engländern in den Staub getreten, die den Blauen eine schmerzliche Lehrstunde erteilten und mit 34:10 (29:0) unsanft abservierten.

Doch der Reihe nach. Am Samstag setzte sich die Iren erst einmal in Schottland 22:15 durch, während sich der haushohe Favorit Wales in Rom gegen Italien zu einem schmeichelhafen 20:15 mühte. Murrayfield, in den letzten Jahren für Irland zumeist unheimliches Territorium, sah wie erwartet ein sehr ausgeglichenes Kräftemessen. Die Schotten gingen wohl mit dem Bewusstsein in die Auseinandersetzung, an diesem Tag die beste Chance vorzufinden, doch noch einen der Großen zu besiegen. Niederlagen gegen Wales und Frankreich stehen bereits zu Buche, die Bilanz gegen England in Twickenham (wo kommende Woche anzutreten sein wird) ist desaströs. 

Das Spiel entwickelte sich über weite Strecken zu einem Wettkicken zwischen Chris Paterson und Ronan O'Gara, in dem der Schotte in den ersten 40 Minuten die Nase vorn hatte. Vier verwertete Penalties gegenüber deren drei fixierten einen Halbzeitstand von 12:9 zugunsten der Gastgeber. Dieser war nicht unverdient, hatten die Schotten sich doch territoriale Vorteile in einem Ringen erarbeitet, das von den respektiven Defensiven geprägt wurde.

Nach der Pause zeigte Irland ein anderes Gesicht, kratzte Willen und Entschlossenheit zusammen und übernahm deutlich die Initiative. Anteil an Ballbesitz und Territorium wuchs gleichermaßen, die überlegene spielerische Klasse begann aufzublitzen. Jamie Heaslip legte den einzigen Try des Matches und brachte Irland im Verein mit der Conversion O'Garas erstmals in Führung. Ein Dropgoal vergrößerte diese nach rund einer Stunde auf 19:12, die Angelegenheit schien für die Schotten außer Kontrolle geraten. Noch einmal brachte Paterson mit einem weiteren Penalty zurück in Schlagdistanz, doch es blieb O'Gara vorbehalten, in der 72. Minute für den Endstand zu sorgen.  "Wir haben in der zweiten Halbzeit durch elementare Fehler bitter bezahlt", erklärte Schottlands Coach Frank Hadden die erneute Enttäuschung. Sein irisches Gegenüber Declan Kidney, räumte ohne Weiteres die schottische Überlegenheit in Halbzeit eins ein, war über die Steigerung seiner 15 danach aber umso zufriedener.

Irlands Captain Brian O'Driscoll übte sich in Rationalität als er  in Antizipation des Ballyhoo im Millennium Stadium meinte: "Wir werden es einfach als Wales gegen Irland nehmen, damit kann man nicht viel falschmachen." Dabei muss natürlich doch erwähnt werden, dass neben dem Turniersieg auch der erste Grand Slam für Irland seit 61 Jahen zu holen wäre, sollte Wales geschlagen werden. Man hätte dann nämlich allen fünf Rivalen heimgeleuchtet, was bisher erst einmal, eben 1948, gelungen war. Historisches schwingt also durchaus mit, in einem Vergleich, in dem auch die Statistik für die Iren spricht. Elf von 17 Spielen gegen die Waliser konnten immerhing  in den letzten 17 Jahren gewonnen werden.

Dass Wales überhaupt noch im Rennen verbleibt, ist Tom Shanklin zu verdanken, der mit seinem Try in der 77. Minuten eine Niederlage in Rom gerade noch verhinderte. Das von Coach Warren Gatland gegenüber der letzten Partie in Paris an neun (!) Positionen veränderte Team stand gegen die Italiener lange auf verlorenem Posten. Die Gastgeber zeigten ihre mit Abstand stärkste Leistung im Turnierverlauf und hätte sich einen Erfolg eigentlich redlich verdient. Man dominierte im Scrum und nur ein Spurenelement walisischen Esprits in der Schlussphase rettete den Favoriten vor einer dritten Niederlage im Stadio Flamini, in dem sich die Azzurri erneut als veritabler Angstgegner des Titelverteidigers outeten. (Michael Robausch - derStandard.at 15.3. 2009)

ERGEBNISSE:

Samstag

Schottland - Irland 15:22 (12:9) in Murrayfield, Edinburgh.

Schottland: Penalties: Chris Paterson (5)

Irland: Try: Jamie Heaslip; Conversion; Ronan O'Gara; Penalties: O'Gara (4); Drop Goal: O'Gara

Schottland: 15-Chris Paterson, 14-Simon Danielli, 13-Max Evans, 12-Graeme Morrison (21-Nick de Luca 74), 11-Thom Evans, 10-Phil Godman, 9-Mike Blair (captain) (20-Chris Cusiter 53); 8-Simon Taylor, 7-John Barclay (19-Scott Gray 71), 6-Alasdair Strokosch, 5-Jim Hamilton, 4-Jason White (18-Nathan Hines 51), 3-Euan Murray, 2-Ross Ford (16-Dougie Hall 59), 1-Alasdair Dickinson

Irland: 15-Rob Kearney (22-Geordan Murphy 80+1), 14-Tommy Bowe, 13-Brian O'Driscoll (captain), 12-Gordon D'Arcy, 11-Luke Fitzgerald, 10-Ronan O'Gara, 9-Peter Stringer (20-Tomas O'Leary 69); 8-Denis Leamy (19-Jamie Heaslip 33), 7-David Wallace, 6-Stephen Ferris, 5-Paul O'Connell, 4-Donncha O'Callaghan, 3-John Hayes, 2-Rory Best (16-Jerry Flannery 65), 1-Marcus Horan

Italien - Wales 15:20 (9:7), Stadio Flaminio, Rom.

Italien: Penalties: Andrea Marcato (5)

Wales: Tries: Shane Williams, Tom Shanklin; Conversions: James Hook (2); Penalties: Hook (2)

Sonntag

England - Frankreich 34:10 (29:0) in Twickenham, London.

England - Tries: Mark Cueto, Riki Flutey (2), Delon
Armitage, Joe Worsley; Conversions: Toby Flood (3); Penalty:
Flood

Frankreich - Tries: Dimitri Szarzewski, Julien Malzieu