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Wenn man das Buch öffnet, beginnt der Film, das Licht geht an." Vorher ist alles schwarz. Der Gestalter Reinhard Gassner hatte die stets schwarz gekleideten Architekten Stefan und Bernhard Marte vor Augen und - (kein) Zufall - Malewitschs berühmtes Quadrat lange in einer Ausstellung gesehen, als er sich mit Andrea Redolfi und mit seinem Atelier an die Arbeit machte. Ein Querschnitt durch das Werk des Brüderpaares war zu erstellen. Herausgekommen ist ein absolut ungewöhnlicher Wurf. Nicht in äußeren Dimensionen - bloß 17 mal 23 Zentimeter misst das Buch -, aber in gestalterischer und inhaltlicher Hinsicht.

Darum hat "Marte.Marte Architects" nicht nur einen der drei Staatspreise als schönstes österreichisches Buch des Jahres 2008 gewonnen; es ist soeben von der Stiftung Buchkunst, an der 36 Länder beteiligt sind, auch als eines der schönsten Bücher aus aller Welt mit einer Silbermedaille ausgezeichnet worden. Ein schwarzer Buchblock, hermetisch wie ein Ziegel. Was so radikal einfach klingt wie ehedem das "White Album" der Beatles, ist Ergebnis einer komplizierten Arbeit von Spezialisten. Sie mussten Einband und Papier gleichzeitig endschneiden und einfärben und dabei den klassischen Buchrücken bewahren. "Eine Premiere" , so Gassner. Kaum Vorbilder dürfte auch die so komplexe wie präzise Verschränkung von Innen- und Außenaufnahmen haben, die bildliche Überleitung von den Kunden zum Architektenteam, die den mehrsprachigen Texten angepasste Typografie und schließlich die Texte selbst - eine "Partitur" das Ganze, Träume, Diagnosen, wunderbare Annäherungen an Bauen und Wohnen. Das Buch ist ein Solitär, den man gerne öfter hätte. (Michael Freund, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 14./15.03.2009)

Mit diesem Text beginnt eine Serie über die "Schönsten Bücher des Jahres 2008", ausgezeichnet vergangene Woche vom Hauptverband des Österreichischen Buchhandels und ausgewählt von einer Fachjury.