Das heimische Trio Aber Das Leben Lebt präsentiert am Wochenende im Wiener "Rhiz"  seine neue CD "Hospital Years".

 

 

Foto: Ingo Pertramer

Musik für Freunde von Roy Orbison, John Cale und natürlich Brian Wilson und den Beach Boys.


Wien - Wie alle großen Melancholiker im Pop bezieht sich auch das Wiener Trio Aber Das Leben Lebt auf historische Fixsterne im Universum der großen Tragödie im musikalischen Westentaschenformat. Auf rumpeligem Rhythmusfundament mit hörbar existenziell schlechter Laune beschwört man nach fünfjähriger Veröffentlichungspause auf dem neuen Album Hospital Years gleich zu Beginn im Eröffnungssong Quattro Stagioni John Cale, den großen bösen alten Wolf des Balladenfachs. Dessen mürrisch grummelnde Altherrenstimme wird von Bassist Florian Emersdorfer in Richtung Harmonieseligkeit der Beach Boys driftenden, den Himmel vor Glück weinen machenden Refrain konterkariert. Er erfährt durch den Text eine zusätzliche Brechung: "The world is grey and so are we, we try to lose our memory."

Man könnte das sich klug-postmodern an der Krise der Musik und des Lebens abarbeitende Trio mit einem doppelbödigen Motto charakterisieren: "Alles muss, nichts kann." Allerdings sind Aber das Leben Lebt seit 1999 und vorangegangenen Alben wie Sorrow Beat oder Perfect Teen, schönen Vorstudien zum jetzigen Meisterwerk Hospital Years, auch nach fünfjähriger Schaffenspause weiterhin schlauer, als es das Format eigentlich erfordert.

Klugheit wird nicht etwa ins entsprechende Licht gerückt und die Songs damit etwaigen Belastungsstudien ausgesetzt. Im Zweifel ist man neben all der offensichtlichen Spiellust mit Versatzstücken des Pop stets auch daran interessiert, die Lieder pathetisch erheblich aufzuladen - haltlos und dann eben auch ganz ironiefrei. Klassischer Synthie-Pop von Erasure, Depeche Mode, Yazoo oder jener der Sparks wird dann mit dem Sentiment und der herzerweiternden Kunst des 1988 wohl auch an Kummer und Weltkälte verstorbenen Roy Orbison verschränkt. Da flirren in The Bad Boys die Stimmbänder verzückt über Glockenspiel und Mundharmonika, pumpern die elektronischen Beats an die Himmelstür und entsteht mit Handclap-Effekten überhaupt eine sakrale Gospelkirchenstimmung aus der Retorte.

Fröhlich in der Anstalt

Sweet William Van Ghost und Aber Das Leben Lebt stellten ihre neuen Lieder inoffiziell im November 2008 im Vorprogramm der CD-Präsentation des Wiener Elektronikstars Bernhard Fleischmann für dessen Album Angst Is Not A Weltanschauung vor. Immerhin steuert Sweet William auf Fleischmanns bisher bester Arbeit im Verein mit der jungen Songwriterin Marilies Jagsch ganz wesentlich den Gesang bei. Jagsch wiederum gastiert bei Aber Das Leben Lebt jetzt auf der für ihre Verhältnisse nachgerade fröhlichen Nummer Galileo.

Bevor im April Konzerte mit dem heimischen Star Gustav alias Eva Jantschitsch angesetzt sind, mit dem gemeinsam man eine noch nicht veröffentlichte Vinyl-Splitsingle einspielte, präsentieren Aber Das Leben Lebt Hospital Years live im Wiener Rhiz. Das Album ist im Eigenverlag erschienen. (Christian Schachinger / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.3.2009)