Wien - Wiewohl bis 21. April unter Verschluss, lassen die Budgetzahlen von Finanzminister Josef Pröll für die Forschung wenig Erquickliches erahnen. Insbesondere der Ausblick des Wissenschaftsfonds FWF ist düster. Das liegt nicht nur an der langen Wartezeit auf die Budgetrede des Finanzministers, deretwegen nunmehr zum zweiten Mal eine FWF-Kuratoriumssitzung abgesagt werden musste. Es liegt vor allem am Budgetvoranschlag selbst, der, wie Eingeweihte sagen, kaum Spielraum lasse.
Laut Standard-Recherchen muss der bereits in Zeiten der Hochkonjunktur auf Vorbelastungen künftiger Budgets angewiesene FWF mit einer einschneidenden Budgetkürzung rechnen. Laut gut informierten Quellen der FWF-Delegiertenversammlung werden dem FWF heuer nur rund 110 Millionen Euro zur Projektfinanzierung zur Verfügung stehen statt 170 Mio. Euro im Vorjahr.
"Zahlen können wir weder bestätigen, noch dementieren" , sagt ein Sprecher von Wissenschaftsminister Johannes Hahn, die ressortinterne Mittelverteilung stehe noch nicht fest, im Haushaltsvoranschlag seien nur Ressortzahlen fixiert. Heißt auf gut Deutsch: Details sind auszuschnapsen. Als Ausweg wird diskutiert, von den Universitäten einige Millionen hin zum FWF zu verschieben. Der finanziert mit mehr als 85 Prozent seiner Mittel ohnehin universitäre Forschung, das Geld bliebe so in der Familie und Hahn käme seinem Ziel näher, mehr Universitätsgelder im Wettbewerb zu vergeben. "Umschichtung kann eine Möglichkeit sein" , sagt ein Sprecher.

Kein Geld für neue Anträge

Vor diesem Hintergrund ist klar, warum der FWF das März-Meeting seines Kuratoriums abgesagt hat: Es gibt schlicht kein Geld für neue Projektanträge, denn was vorhanden ist und in Aussicht steht, ist für laufende Forschungsarbeiten reserviert. Außerdem hat Hahn die Wirtschaftsprüfer Alfred Brogyanyi, Gottfried Schellmann und Vizerektor Heinz Engl mit der Erstellung einer Eröffnungsbilanz beauftragt, um die "notwendige Berechenbarkeit und Stabilität der Unterstützung über die Jahre sicherzustellen" . Bis Ende April soll der Bericht der Expertengruppe über die finanzielle Situation des FWF per 1.Februar 2009 vorliegen.
Im Rennen um mehr Geld ist der FWF nicht allein, auch bei der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) schaut es düster aus. Laut Angaben von Senatsmitgliedern fehlen der ÖAW 16Millionen Euro. In der jüngsten Senatssitzung sei sogar diskutiert worden, das Präsidium anzuweisen, einen Kredit aufzunehmen, um sich Luft zu verschaffen.
Auf Schmalspur ist auch die Forschungsförderungsgesellschaft FFG unterwegs. Dort hat ein Streichkonzert begonnen, man stellt sich auf ein Minus von 20 Prozent ein. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 13.3.2009)