Wien - Der Mobilfunker Orange (vormals One) hat im Jahr des Markenwechsels dank Abschreibungen mit 15,5 Mio. Euro den höchsten Nettogewinn (2007: 4,2 Mio. Euro) seiner Geschichte geschrieben. Die Kundenzahl ist bis Ende 2008 um 6,4 Prozent auf 2,05 Millionen gewachsen. Der Umsatz sank hingegen von 624 Mio. auf 592 Mio. Euro. Regulierungsmaßnahmen und die "aggressive Werbung" für den Tarif "Hallo Europa" haben sich auf die Erlöse niedergeschlagen, sagte Orange-Chef Michael Krammer bei der Präsentation der Jahreszahlen 2008 am Donnerstag.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) ist von 180 auf 167 Mio. Euro zurückgegangen. Darin enthalten seien auch die Kosten für den Markenwechsel im September, der mit 20 Mio. Euro zu Buche schlug. Ohne diese Einmalausgaben wäre das operative Ergebnis um knapp 4 Prozent gewachsen. Neben einer sechsmonatigen Grundgebührenbefreiung für neue "Hallo-Europa"-Kunden hätten auch Regulierungsmaßnahmen auf den Umsatz gedrückt. Wegen Eingriffen bei Roaming und Terminierung sei Orange um rund 30 Mio. Euro umgefallen.

Mit dem Rekordgewinn sei Orange, eine Tochter der France Telecom, im vergangenen Jahr das erfolgreichste Telekom-Unternehmen in Österreich gewesen. Der Gewinn sei vor allem durch das Auslaufen der 10-jährigen Abschreibungsdauer von Netzinvestitionen im Jahr 1997 zustande gekommen.

Zufrieden im Vertragskundenbereich

Besonders zufrieden ist Krammer mit der Entwicklung im Vertragskundenbereich. Hier sei die Zahl der Kunden um 10 Prozent gewachsen. Die Diskonter-Tochter Yesss! habe ebenfalls zum Gewinn beigetragen und sei mit 600.000 Kunden weiterhin größter Diskont-Anbieter Europas. Im vierten Quartal 2008 habe Orange die meisten Neukundenzuwächse am Markt gehabt. Bei den Vertragskunden habe man die Netto-Neuzugänge nach dem Markenwechsel mehr als verdoppelt. 15 Prozent der Orange-Neukunden telefonierten mit dem Apple-iPhone. Mit dem "Hallo Europa" sei es Orange auch gelungen, in den Markt der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) vorzudringen - bereits 25 Prozent der "Hallo-Europa"-Telefonierer seien Geschäftskunden, so Krammer.

Die Wirtschaftskrise hat Orange beim Roaming gespürt. Im Jänner hätten Ausländer vor allem in Österreichs Städten weniger telefoniert. Es seien wohl weniger Städtetouristen und Geschäftsreisende nach Österreich gekommen. Der Rückgang sei "ganz ordentlich" gewesen, die Krise werde diesen Abwärtstrend 2009 verschärfen.

2009 werde es bei Orange keine betriebsbedingten Kündigungen der derzeit rund 800 Mitarbeiter geben, bekräftigte Krammer. Für heuer hat sich der Mobilfunker eine stabile Profitablität und Umsatzentwicklung über dem Gesamtmarkt vorgenommen. Zulegen will Orange auch bei Geschäftskunden, vor allem bei "KMU mit hoher Mobilität".

Mobiles Internet soll wachsen

Große Wachstumsraten verspreche vor allem das mobile Internet. 2009, glaubt Krammer, werde der Gesamtmarkt um 300.000 bis 350.000 Nutzer wachsen. Krammer urgierte deshalb erneut eine europaweite Regulierung, die jene Frequenzen, die durch die Umstellung von analogem auf digitales TV freigeworden sind, dem Mobilfunk zuordnet. Die Freigabe der sogenannten "Digitalen Dividende" würde den flächendeckenden Breitbandausbau beschleunigen. Der Staat solle die Firmen zum flächendeckenden Ausbau verpflichten. "Einer baut aus, die anderen roamen drauf", so Krammers Vorstellung. Wenn sich die EU weiterhin nur um "wachstumshemmende" Endkundenpreisregulierung und einheitliche Stecker kümmere, drohe Europa, den Anschluss beim Mobilfunk zu verlieren.

Durch die geplante EU-weite Roaming-Preisgrenze für SMS und Datentransfers würden die heimischen Mobilfunkern heuer in Summe 100 Mio. Euro verlieren. Von Regulierungsmaßnahmen hänge auch ab, wieviel Orange heuer in Infrastruktur investieren wird. Schlimmstenfalls werde Orange nur 60 Mio. Euro in Markt und Netz stecken, 2008 seien es 80 bis 100 Mio. Euro gewesen, 2007 noch rund 140 Mio. Euro. Beim mobilen Breitband will Orange "nicht in den Ausbau im letzten Gebirgstal investieren", sondern Kapazität und Qualität in Siedlungsgebieten verstärken. Dort werde mobiles Internet am meisten genutzt. (APA)