Der unter Kinderpornografie-Verdacht stehende Bundestagsabgeordnete Jörg Tauss hat den Besitz entsprechenden Materials eingeräumt. Bei Recherchen in der kinderpornografischen Szene habe er Material erhalten und aufbewahrt, teilte der SPD-Politiker am Mittwoch mit. "Ich versichere Ihnen, kein Pädophiler zu sein", heißt es in einer achtseitigen schriftlichen Stellungnahme. "Mir ging es darum, eigene Erkenntnisse für die politische und gesetzgeberische Arbeit zu diesem Thema zu gewinnen."

Öffentliches Aufsehen

Schwere Vorwürfe erhebt Tauss gegen die ermittelnde Staatsanwaltschaft Karlsruhe. Deren Öffentlichkeitsarbeit befeuere die Fantasie der Öffentlichkeit. Als er zum ersten Mal mit den Vorwürfen der Ermittler konfrontiert worden sei, hätten sich "offensichtlich vollständig informierte Kamerateams" in der Nähe befunden. Die Staatsanwalt Karlsruhe reagierte auf die Anschuldigungen mit der Versicherung, zu Beginn der Ermittlungen alles getan zu haben, um öffentliches Aufsehen zu vermeiden.

"Werner"

Der Abgeordnete berichtete, selbst den Kontakt zu Kinderporno-Ringen gesucht zu haben. Er habe sich der Szene 2007 unter dem Decknamen Werner genähert und mit einem Mann Kontakt aufgenommen, der ihm kinderpornografisches Material habe zukommen lassen und der ihn nun belaste. Als er von diesem Mann nicht genügend Informationen bekommen habe, habe er den Kontakt nicht weiter verfolgt. Das erhaltene Material habe er in einen Koffer verpackt und in seiner Dienstwohnung weggeräumt. Weitere Recherchen habe er nicht gestartet.

"Ja: Ich habe Mist gebaut", schrieb Tauss in seiner Erklärung. "Ich habe mich - eventuell unter Verstoß gegen gesetzliche Vorschriften - in einen stinkenden Schweinestall begeben, um ihn auszumisten." Er entschuldige sich bei seiner Frau und seinem privaten wie politischen Umfeld für die Folgen des gegen ihn erhobenen Verdachts.

Keine Aussagen

Der 55-Jährige erklärte weiter, er wolle derzeit keine Aussage darüber machen, ob er sein Bundestagsmandat behalten werde. "Dieses ist eine Angelegenheit, die ich nicht mit der Presse, sondern vor allem zunächst mit meiner Basis vor Ort und den Bürgerinnen und Bürgern meines Wahlkreises erörtern werde." Wegen des Verdachts hat sich Tauss bereits von seinen SPD-Ämtern zurückgezogen. (Reuters)