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APA-FOTO: TOBIAS FUEHRER

Linz - Linz09 markiert im buchstäblichen Sinn die NS-Vergangenheit der Stadt im öffentlichen Raum: Bis Ende März wird an 65 Schauplätzen der damaligen Zeit der Boden in Spray-Aktionen mit Texten versehen. "Die Aufarbeitung bekommt ein Gesicht", erklärte der stellvertretende Intendant Ulrich Fuchs in einer Pressekonferenz mit Dagmar Höss und Heidemarie Uhl, zwei der Projektautorinnen, am Mittwoch. Zu der Aktion "In Situ" wurde auch eine Website installiert und ein Stadtplan aufgelegt, am 3. April erscheint ein Buch.

Die Aktion "In Situ", lateinisch für "an Ort und Stelle", soll zu einer Sichtweise führen, "die nicht abstrakt sein kann", so Uhl. "Wir versuchen konkrete Orte mit konkreten Geschichten zu verknüpfen." Die Kulturhauptstadt will nicht nur auf bekannte Schauplätze wie beispielsweise das Gestapo-Hauptgebäude in der Langgasse oder die Synagoge in der Bethlehemstraße hinweisen, sondern auch auf Ereignisse, die der Allgemeinheit verborgen geblieben sind. So werden ebenso weitgehend unbekannte Einzelschicksale erzählt. Uhl will In Situ auch als "Übersetzungsprojekt von wissenschaftlichem Wissen" verstanden wissen. Keine Stadt in Österreich habe die Zeit des Nationalsozialismus so gut aufgearbeitet wie Linz.

Ein Drittel der Texte wurde bereits angebracht, bis Ende März sollen die restlichen folgen. Mit zwei mal ein Meter großen Kunststoffschablonen werden die Schriftzüge als "vergängliche Zeichen, die wie die Erinnerung verblassen" (Höss), auf den Boden gesprüht. Sie sollten rund ein halbes Jahr halten. Die Künstlerin fühlt sich dabei dem "Prinzip der leisen Wirksamkeit" verpflichtet. Aber: "So leise ist die Wirksamkeit dann doch nicht", berichtete sie von teils heftigen, aber auch sehr interessierten Reaktionen.  (APA)