Reykjavik - Island will die Gründe für den Zusammenbruch des Finanzsystems und der Wirtschaft des Landes jetzt genauer unter die Lupe nehmen. Dabei soll die französische Anti-Geldwäsche-Spezialistin Eva Joly den Ermittlern der rot-grünen Übergangsregierung in Reykjavik als "Sonderberaterin" zur Seite stehen.

Joly habe sich in "unermüdlichem Kampf gegen die Korruption" in Frankreich in heiklen Fällen wie jenem des Politikers und Schauspielers Bernard Tapie und dessen Geschäften mit der Bank Credit Lyonnais sowie jenem des Ölkonzerns Elf Aquitaine hervorgetan. Dabei habe sie immer wieder unter Todesdrohung gearbeitet, teilte die Regierung am Dienstag in einer Aussendung mit. Joly ist derzeit auch als Sonderberaterin der norwegischen Regierung tätig.

Am Montag musste mit der Investitionsbank Straumur-Burdaras auch das letzte große Finanzinstitut Islands verstaatlicht werden. Ökonomen befürchten, dass die Übernahme der Auszahlungsgarantie für Einlagen und Kredite bei der Bank das Fass zum Überlaufen und Island endgültig in den Staatsbankrott treiben könnte. Straumur hatte sich am Montag für zahlungsunfähig erklärt. Der Bank fehlten an diesem Tag zumindest 17,7 Millionen Euro an fälligen Geldern.

Die isländische Tageszeitung "Morgunbladid" hatte in den vergangenen Wochen ein undurchsichtiges Geflecht aus Holdings und Briefkastenfirmen in Luxemburg und auf den Britischen Jungferninseln aufgedeckt, in das sämtliche isländische Banken und die Firmen der beiden mächtigen isländischen Geschäftsleute Jon Asgeir Johannesson und Björgolfur Thor Björgolfsson verwickelt sind. Björgolfsson ist über seine Investmentfirma Novator Hauptaktionär bei der finnischen Atomic-Mutter Amersports und hat zahlreiche andere Geschäftstätigkeiten in Nord- und Mitteleuropa. (APA)