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Für viele Geschäftsreisende wird es beim Ausprobieren der Business-Class-Sitze bleiben. Firmen sparen bei den Reisekosten.

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Wien - Die Wirtschaftskrise färbt auch immer stärker auf die Tourismusbranche ab. Besonders deutlich ist die Krise bei Geschäftsreisen zu spüren. Die Austrian Business Travel Assocation (abta), ein Zusammenschluss von Geschäftsreiseprofis aus Unternehmen, Flugindustrie und anderen reiseaffinen Bereichen, rechnet nach Jahren konstanter Zuwächse heuer mit einem Rückgang der Geschäftsreisen um rund 20 Prozent.

"Es wird quer durch die Bank gespart", sagte die Präsidentin der abta, Christine Hafner, im Gespräch mit dem Standard. Statt Business werde Economy geflogen, fallweise auch gar nicht. "Man schaut sich sehr genau an, welche Dienstreise notwendig ist und welche nicht. Exportorientierte Firmen, die fliegen müssen, schauen, dass sie das möglichst günstig tun können."

Die Reiserichtlinien verschärft hat beispielsweise die OMV. "Wir haben für 2009 eine Optimierung der Dienstreisen innerhalb des Unternehmens vorgenommen", sagte ein Sprecher. Als internationales Unternehmen fielen entsprechend viele Dienstreisen an. Um hier eine Kostenoptimierung zu erreichen, sei vereinbart worden, noch stärker als bisher auf Videokonferenzschaltungen und Telefonkonferenzen zu setzen. Flüge in gehobeneren Klassen würden nur noch in wenigen Fällen vom Unternehmen gebucht.

In Österreich wurden im Vorjahr knapp 13 Mio. Geschäftsreisen durchgeführt. In dieser Zahl sind auch alle Tages- und Montagereisen inkludiert. Der österreichische Geschäftsreisemarkt ist rund sechs Mrd. Euro schwer.

Kräftig sind die Einbrüche auch bei den Hotelbuchungen. Aus Salzburg werden Rückgänge um bis zu 30 Prozent gemeldet, in Wien sind es, verglichen mit den ersten Monaten des Vorjahres, bis zu 20 Prozent. Zimmer in Fünfsternehotels sind zum Teil schon zu Preisen von Viersternehäusern zu haben. Grund für den Rückgang ist die Sparsamkeit, die auch ausländische Unternehmen erfasst hat. Auch diese treten bei den Reiseausgaben auf die Bremse, richten weniger Meetings aus und schicken zum Teil auch weniger Mitarbeiter zu Kongressen.

Reiseversicherung spürt Krise

Die Europäische Reiseversicherung (ERV), Tochter der Generali und mit einem Anteil von 60 Prozent Marktführer auf ihrem Gebiet in Österreich, bekommt die Zurückhaltung der Unternehmen ebenfalls zu spüren. Im vierten Quartal 2006 sei das Prämienvolumen im Gesamtmarkt für Geschäftsreisen um bis zu 40 Prozent geschrumpft, berichtete ERV-Chef Martin Sturzlbaum bei der Bilanzpräsentation am Dienstag.

Im Jänner und Februar habe sich die Situation etwas gebessert, das Prämienaufkommen liege um rund 15 Prozent unter dem Vorjahr. Da sich die Prämien an den tatsächlich absolvierten Dienstreisetagen orientierten, sei das ein guter Indikator für die Entwicklung am Geschäftsreisemarkt. 2008 hat die ERV den Prämienumsatz um 5,6 Prozent auf 46,39 Mio. Euro gesteigert und das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit auf 1,46 (1,12) Mio. Euro verbessert. (Günther Strobl, DER STANDARD, Printausgabe, 11.3.2009)