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Claudia Schmied setzt auf Airbrush-Make-up.

Foto: Reuters/Bader

Wien - Der Zeitpunkt ist wohl nicht ganz zufällig: Zwei Tage vor den ersten Dienststellenversammlungen der Lehrer zur Abwendung von zwei Stunden Mehrarbeit in den Klassen tauchte am Dienstag eine Spesenabrechnung von Bildungsministerin Claudia Schmied (SP) auf. Der Gratiszeitung Heute wurde ein Beleg zugespielt, wonach sie im Oktober 2007 auf Kosten des Ressorts für zehn Airbrush-Make-ups 1440 Euro ausgegeben hat.

Schmieds Sprecher Niko Pelinka verteidigt die Praxis: Die Make-ups würden nur dann verwendet, "wenn es sich um Termine im starken Scheinwerferlicht handelt, wo das private Make-up nicht ausreicht" . Dass gleich zehn Termine in einem Monat anfielen, sei nicht unüblich. "Das ist öfters in solchen Dimensionen." Er verweist auch auf US-Präsident Barack Obama, "der zehn Vollzeitvisagisten angestellt hat" .

Abgerechnet wurden die Schminkkosten im Rahmen des Repräsentationsbudgets, das laut Schmieds Sprecher im Unterrichtsressort vergleichsweise niedrig dotiert sei. Für Ex-Rechnungshof-Präsident Franz Fiedler ist es aber "ausgeschlossen" , dass derartige Ausgaben unter Repräsentation fallen. "Rechtlich ist das ein Grenzfall. Von der Optik her, hätte ich es an ihrer Stelle unterlassen. Vorteilhaft ist das nicht."

Der Politologe Hubert Sickinger meint:"Es ist wahrscheinlich keine legistische Frage, sondern eine des politischen Gespürs." Ihm fällt "keine ausdrückliche Rechtsvorschrift" über die Verwendung der Repräsentationsgelder ein.

Und wie ist die Praxis in anderen Ministerien? Lediglich Kanzler Werner Faymann (SP) gesteht ein, seit seiner Kanzlerschaft Kosten für einen Visagisten über das Kanzleramt abgerechnet zu haben. Ein zweiter Termin sei von der SPÖ bezahlt worden.

Seine männlichen Regierungskollegen Josef Pröll, Reinhold Mitterlehner und Rudolf Hundstorfer geben an, nur bei ORF-Sendungen geschminkt zu werden - und dann von den ORF-Visagisten. Wissenschaftsminister Johannes Hahn zeigt sich amüsiert: Seinen Puder-Bedarf könne er über den "Privatfundus" seiner Sprecherin decken.

Aber auch die anderen weiblichen Regierungsmitglieder rechnen nach eigenen Angaben keine Schminkkosten ab. "Schauen Sie mich an. Ich brauche nur fünf Minuten in der Früh" , meint eine schmunzelnde Justizministerin Claudia Bandion-Ortner beim Ministerrat. Ähnlich Verkehrsministerin Doris Bures und Innenministerin Maria Fekter. "Alle, was nicht unmittelbaren Bezug zum Ressort hat, wird nicht abgerechnet" , so Fekter. (Günther Oswald, Peter Mayr/DER STANDARD Printausgabe, 11. März 2009)