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Stegers Liga in Turbulenzen.

Foto: APA/Hochmuth

Wien - Jetzt ist schon wieder etwas passiert. Die Admiral Basketball-Liga (ABL), der Exvizekanzler Norbert Steger vorsteht, sperrte zwei Spitzenreferees (Andreas Roth, Wolfgang Kirnbauer). Zwei weitere Schiedsrichter (Erich Kratschmer, Stefan Zöser) traten aus Solidarität zurück. All das ist Folge eines lange schwelenden Konflikts, in dem mit Harald Fischl, dem Präsidenten von Meister Fürstenfeld, ein weiterer Ex-FPÖ-Politiker eine Hauptrolle spielt. Anders als Steger war Fischl auch Fußballklub-Präsident (GAK), im Gegensatz zu Steger blieb er der Politik erhalten (BZÖ).

Meisterschaftsfinale 2008. Die letzte, alles entscheidende Partie. Die letzten Spielsekunden. Der Referee, Kratschmer, entscheidet auf Foul eines Oberwarters, Fürstenfeld verwertet den ersten der beiden Freiwürfe zum Meistertitel. Große Aufregung. Manche loben Kratschmers Mut zur Konsequenz, auch bei diesem Stand, andere werfen ihm einen Fehler plus Hang zur Selbstdarstellung vor.

Alles schon da gewesen, auch in größeren Sportarten mit kleineren Bällen. Nur dass sich die Basketball-Situation nicht und nicht beruhigt. Jetzt kommt Fischl ins Spiel, der sich in der aktuellen Saison seinerseits von den Schiedsrichtern verfolgt sieht. Er schrieb Steger einen "offenen Brief" , meinte sinngemäß, die Referees wollten im Nachhinein quasi ausgleichend richten, weshalb Fürstenfeld nun "offensichtlich, permanent und nachhaltig benachteiligt" werde.
Zehn fürs Cup-Final-Four infrage kommende Referees drohten also mit Boykott, woraufhin die Liga ihnen mit Sperre drohte. Die Referees gaben dann klein bei, das Final Four wurde gespielt - und übrigens von Fürstenfeld gewonnen. Und Fischl bekam von der Liga 2000 Euro Strafe auferlegt.

So weit, so gut? Sechs Wochen nach dem Final Four wurden zwei der zehn Referees, eben Roth und Kirnbauer, gesperrt, sie hatten sich laut Liga im Gegensatz zu ihren Kollegen uneinsichtig gegeben, weshalb nach Kratschmer am Montag auch Zöser zurücktrat. Im Interview mit Premiere (überträgt ABL regelmäßig live) erhob Kratschmer schwere Vorwürfe gegen die Liga und Steger. Der ABL-Chef stehe Damenmeister Flying Foxes Post SV nahe. Wenn dieser Klub verliere, müsse sich der Referee des Spiels "fragen, ob seine Karrieremöglichkeiten eingeschränkt sind" . Ob Fischl mit Fürstenfeld "ohne diese Situation Cupsieger geworden wäre" , ist sich Kratschmer "nicht sicher" . Die Sperren der Kollegen? "Ein reiner Willkürakt!"

Steger, der im Ausland urlaubt, war für den Standard nicht erreichbar. Hanns Vanura, Präsident des fürs Schiedsrichterwesen zuständigen Verbands (ÖBV), ist sehr um Kalmierung bemüht. "Es gibt keine Guten und keine Bösen" , sagt er und spricht von "Überreaktionen bei einigen der Beteiligten" , von unbedachten Interviews und unbedachten E-Mails, von "vielen Alphatieren" , die sich ins Gehege kommen. Auch Liga und Verband müssen laut Vanura für sich selbst Konsequenzen ziehen. Problematisch sei, dass man da wie dort nur einmal im Monat tage, wodurch etwa Verfehlungen erst sehr spät sanktioniert würden.

Vanura will mehr junge Referees besser ausbilden und kann sich vorstellen, dass die zwei gesperrten Unparteiischen beizeiten in den Betrieb zurückkehren. Die Basketball-Bundesliga verläuft übrigens so ausgeglichen wie selten. Nach 23 Spieltagen liegt ein Trio (Fürstenfeld, Gmunden, Traiskirchen) punktegleich voran und der Sechste (Kapfenberg) nur vier Punkte zurück. "Diese Spannung trägt dazu bei" , sagt Vanura, "dass die Nerven oft blankliegen."(Fritz Neumann -  DER STANDARD PRINTAUSGABE 11.3. 2009)