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Lukas Resetarits: Altmeister der Kleinkunst.

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Wien - Also zum Beispiel "Ziguri" : Auf die wortschatzerweiternde und dialektauffrischende Komponente seiner Schmähs ist bei Lukas Resetarits seit seinem ersten Soloabend "RechtsMitteLinks" 1977 Verlass. Auch in Osterreich. Ein Warietee (Premiere war am Montag im Orpheum) unterrichtet er wieder gutgelaunt und mitunter selber zumLachen aufgelegt das Unterhaltungsfach Wortneuschöpf.

Da rät die Tiroler "Glasscherbenprinzessin" und "prämierte Balkongärtnerin", zur Nacktschneckenvertilgung Glitzersteine als "Luxusrollsplitt" ums Gemüsebett zu streuen.

Und den verzweifelten European-Land-Kleinaktionären empfiehlt sie die "Zuppa Proleta" nach einem köstlichen Rezept "von meinem Vorbild, der Frau Dollfuß. Wenn der Wurstzipfel aufgegessen ist, kann man immer noch ein nahrhaftes Supperl aus der Wursthaut machen. Wir müssen uns gut ernähren. Auch wenn kein Geld da ist. Geld kann man ja nicht essen."

Krisen sind gute Zeiten. Für Satiriker jedenfalls. Der Altmeister der Kleinkunst macht, so besehen, das Beste aus der Finanzmisere - der persönlichen und der globalen.

Er braucht dazu neben Robert Kastler, seinem Klavierbegleiter seit mehr als 25 Jahren, nicht viel: einen kleinen schwarzen Tisch mit den obligaten Schummelzetteln drauf, in denen er völlig ungeniert blättert; und einen Paravent, hinter dem er sein Outfit genau zweimal marginal verändert: Am Anfang und am Ende tritt er mit einem goldenen Zylinder als Calafati auf.

Dazwischen sinniert er. Über Börsenticker und Börsennachrichten "am Ende der Abendandacht vorm Tabernakel der ,Zeit im Bild‘" ; über eine "Vandalismusauszahlungsprämie" , die weitaus zielführender sei als die Verschrottungsprämie. Und den "EPUs" , den Einzelpersonunternehmern, gibt er Ezzes für eine kreative Krisenbewältigung als "lebende Warteschleife" oder "lebender Zaun".

Lukas Resetarits ist kein Wuchteldrucker, das Nummernkabarett längst Vergangenheit. Auch Osterreich, das seine Ö-Stricherln an eine Tageszeitung verlor, ähnelt einem Lebensabschnittsselbstgespräch: weise, absurd, oft komisch, selten zum Brüllen. Humor, ziemlich aufschlussreich. Auch, aber nicht nur in der Krise. (Andrea Schurian, DER STANDARD/Printausgabe, 11.03.2009)