Schiedsverfahren zählen zu den lukrativsten Aufgaben für Anwälte. Zielstrebig versucht daher eine Gruppe von Wirtschaftsjuristen, Wien als internationalen Schiedsstandort zu stärken. Bei den zweiten "Vienna Arbitration Days" im Februar wurden Strategien und Mittel diskutiert und u. a. ein Konzept für ein "Best Practice"-Modell für Schiedsverfahren vorgelegt.

Den drei Initiatoren Irene Welser (CHSH), Alexander Petsche (Baker McKenzie) und Christian Konrad (Freshfields) geht es vor allem darum, Unternehmen die Angst vor Schiedsvereinbarungen zu nehmen, indem man ihnen eine Art Checklist für den effizienten Ablauf solcher Verfahren in die Hand gibt. Unerfahrene Manager wären oft zu wenig darüber informiert, was in Schiedsverfahren üblich und möglich ist, und würden deshalb davor zurückschrecken, sagen sie.

Für solche Best Practices schlagen die drei Anwälte u. a. frühe organisatorische Treffen, Gespräche mit beiden Parteien über Risiko und Chancen eines Verfahrens sowie klare Regeln für die Präsentation von Beweismitteln, die zulässige Zahl der Schriftsätze, das Ausmaß mündlicher Verhandlungen, schriftliche Zeugenaussagen und den Einsatz von Gutachtern vor.

"Wie man den Schiedsplatz Wien am besten fördert? Indem jeder weiß, was einen erwartet, wenn man Wiener Schiedsrichter bestellt", sagt Petsche. Die Etablierung der Best-Practice-Standards, die 2010 beim nächsten Arbitration Day präsentiert werden sollen, würde auch helfen, vom verstaubten geheimen Schiedsverfahren wegzukommen und die Branche zu internationalisieren, betont Welser. "Österreich könnte eine internationale Vorreiterrolle einnehmen, denn so einen Code of Conduct gibt es in anderen Ländern nicht."

Die Best Practices würden die bestehenden Wiener Regeln der Wirtschaftskammer, die viele Schiedsverfahren durchführt, präzisieren. Sie wären auch für Schiedsverfahren nach anderen Regeln, etwa jenen der Internationalen Handelskammer (ICC), anwendbar. (ef, DER STANDARD, Printausgabe, 11.3.2008)