Der Streit um die Rechtschreibung ist Vergangenheit. Jetzt können die Rechtschreib-Prüfprogramme in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen. Zu ihnen gehört der Duden Korrektor vom Mannheimer Verlag Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, der soeben in der Version 5.0 für das frei verfügbare OpenOffice erschienen ist.

"Progressiv" bis "tolerant"

Die Software wird als Erweiterung für OpenOffice oder das verwandte, aber kommerziell vertriebene StarOffice installiert. Danach kann man unter den Optionen eine Reihe von Voreinstellungen für die Textprüfung festlegen.

Die Rechtschreibprüfung bietet bei den Einstellungen fünf Geschmacksrichtungen an - von der Duden-Empfehlung über "konservativ" und "progressiv" bis "tolerant", was alle gültigen Schreibweisen zulässt und dabei auch eine uneinheitliche Schreibweise in ein- und demselben Text zulässt. Eine Sonderform ist die Einstellung "Presse", die der Vereinbarung der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen folgt. Das Ergebnis ist ein Kompromiss zwischen "konservativ" und "progressiv".

Grammatik und Stil

Der Duden-Korrektor kümmert sich aber nicht nur um die Rechtschreibung, sondern hilft auch bei Grammatik und Stil. So zeigt die Software auf Wunsch alle Fremd- und Fachwörter, veraltete Wörter, Umgangssprache und Dialekt an. Weil das wichtigste stilistische Gebot das der Verständlichkeit ist, markiert das Programm auch alle Sätze, die eine bestimmte Länge überschreiten - Untersuchungen haben ergeben, dass die Verständlichkeit mit zunehmender Satzlänge rapide abnimmt.

Nützlich sind auch die Einstellungen für die Silbentrennung. Hier kann man wählen, ob die Silbentrennung eher ästhetischen Gesichtspunkten für das Schriftbild oder eher den Gepflogenheiten der gesprochenen Sprache folgen soll. Außerdem kann man die Mindestlänge für Anfang und Ende von getrennten Wortbestandteilen festlegen.

Öffnet man ein bestehendes Dokument, werden nach kurzer Zeit alle stilistischen Auffälligkeiten mit einer blauen Schlängellinie markiert, alle Rechtschreibfehler mit einer roten. Ein rechter Mausklick darauf bringt zum Vorschein, was dem Duden Korrektor missfällt. Wenn ein Satz die Stilvorgabe für die Länge überschreitet, wird dieser Satz in ganzer Länge markiert, und das Kontextmenü mahnt: "Satzlänge überprüfen". Darunter steht die Option "Ignorieren". Aber mit etwas Überlegung findet sich vielleicht eine Lösung, um den überlangen Satz aufzuteilen.

"Umgangssprachlicher Ausdruck erkannt."

Bei den sonstigen stilistischen Empfehlungen sollte man sich beim Schreiben nicht verunsichern lassen. In dem für Testzwecke konstruierten Satz "Die Gesundheitsreform funktioniert saugut" beanstandet der Duden Korrektor nicht etwa das derbe Adverb am Schluss, sondern den Begriff der "Gesundheitsreform": "Umgangssprachlicher Ausdruck erkannt." Wenn man im Standardwerk "Duden - Die deutsche Rechtschreibung" nachschaut, wird tatsächlich als korrekter Ausdruck die "Reform des Gesundheitswesens" verlangt. "Saugut" kennt der Duden nicht, wohl aber die Vorsilbe "sau-", wobei dabei in Klammern der Vermerk dasteht: "ugs. emotional verstärkend".

Das Nachschlagen im vollständigen Duden ist eine der Neuerungen des Duden Korrektors, die gut gelöst ist. Mit einem Mausklick auf einen der Duden-Icons in der Menüzeile rechts oben erscheint ein kleines Fenster mit einem Eingabefeld für Begriffe, was das Nachschlagen sehr schnell macht. Für die nächste Version würde man sich noch wünschen, dass dabei auch gleich das im Text markierte Wort erscheint.

Jede Rechtschreib-Prüfsoftware wächst mit ihren Aufgaben. Man darf es ihr nicht zu sehr übel nehmen, wenn sie anfangs etwas übereifrig ist. Es gibt ja die Möglichkeit, der Software auf die Sprünge zu helfen und sie mit den eigenen Sprachgewohnheiten bekannt zu machen. Bestimmte Begriffe, die etwa in einem Fachkontext üblich sind, lassen sich im Benutzerwörterbuch oder auch in einer "IgnoreAllList" aufnehmen, so dass ihre Verwendung nicht mehr beanstandet wird.

"Übereinstimmung von Subjekt und Prädikat überprüfen"

Die Grammatik-Prüfung, die ebenfalls mit blauen Linien arbeitet, gibt mitunter gute Hilfestellung. Sie bemerkt etwa, wenn ein Singular-Subjekt mit einem Verb in Pluralform verbunden ist. Die Software merkt dann an: "Übereinstimmung von Subjekt und Prädikat überprüfen", macht aber keinen Vorschlag für die richtige Form. Andere Fehler, etwa die Verwendung falscher Relativpronomen, erkannte das Programm im Test nicht.

Neben der Überprüfung einzelner Begriffe kann man Texte auch von vorn bis hinten durchgehen und dann jeweils entscheiden, ob eine Auffälligkeit korrigiert, ignoriert oder dem Wörterbuch hinzugefügt werden soll. Damit ist der Duden Korrektor insgesamt ein geeigneter Wachhund für die Textarbeit - die kritische eigene Überprüfung aber kann sie nicht vollständig abnehmen.

Der Duden Korrektor ist für OpenOffice 3.0.1 (bei der Version 3.0 fordert die Software zum Upfdate auf) und StarOffice 9 geeignet. Das Programm für Windows, Mac und Linux ist in Deutschland zum Preis von 19,95 Euro erhältlich. (Von Peter Zschunke/AP)