Angesichts der sich verschärfenden US-Zeitungskrise suchen die Verlage fieberhaft nach rettenden Auswegen. Der US-Medienkonzern MediaNews Group  hat nun die Idee geboren, Zeitungen nach dem Burger-King-Prinzip "Your Way" zu produzieren und zu verkaufen. Wie die New York Times berichtet, will der viertgrößte US-Zeitungsverlag diesen Sommer einen Service testen, bei dem der Leser die Nachrichten und Artikel nach eigenen Wünschen und Vorlieben auswählen kann. Als "Versuchsobjekt" dient dem Konzern die Los Angeles Daily News, eine der 54 Tageszeitungen von MediaNews.

"Bei I-News geht es wirklich um die Auswahl"

Zwar gibt es längst die Möglichkeit, Feeds und Nachrichten online über Angebote von Google oder Yahoo zu personalisieren. MediaNews versucht mit seinem Experiment unter dem Titel "Individuated News" oder "I-News" jedoch einen umfassenderen, neuen Zugang zu finden. "Bei I-News geht es wirklich um die Auswahl", sagt Peter R. Vandevanter, Vice President Targeted Products bei MediaNews. Die Leser sollen entscheiden können, was sie auf welcher Plattform konsumieren wollen. Zu diesem Zweck hat der Medienkonzern gemeinsam mit einem Technologieunternehmen, das derzeit offenbar nicht genannt werden soll, einen speziellen Drucker für Zuhause entwickelt. Dieser empfängt und druckt jene Nachrichten bzw. Artikel, die ein Kunde abonniert hat.

1939

Ob ein solches Vertriebsmodell tatsächlich erfolgreich sein könnte und sinkenden Auflagen- und Anzeigenzahlen entsprechend entgegenwirken würde, bleibt dahin gestellt. Von US-Journalisten und Branchenbeobachtern wird der Testlauf von MediaNews jedenfalls äußerst kritisch beäugt. So verwies etwa Martin Langeveld, ein Blogger des Nieman Journalism Lab, in diesem Zusammenhang auf die gescheiterten Versuche von Zeitungshäusern, einen Markt für Fax-Zeitungen aufzubauen. Einen ersten Versuch dazu hatte es schon im Jahr 1939 in St. Loius gegeben. "Warum um alles in der Welt würde MediaNews etwas in der Art noch einmal ausprobieren", wundert sich Langeveld.

Außer Frage steht jedoch, dass sich die Verlage - auch hierzulande - weiterhin in einer Art Übergangsphase, die mit dem Aufschwung des Internets eingeleitet wurde, befinden und insbesondere vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise nach alternativen Verkaufsstrategien Ausschau halten müssen. Die Zeitungsbranche durchläuft einen Transformationsprozess.  (pte)