Warschau - Die polnische Opposition wirft Ministerpräsident Donald Tusk von der rechtsliberalen Partei "Bürgerplattform" (PO) vor, Fußball wichtiger zu nehmen als die Politik. "Nicht nur, dass er selber spielt, er überredet auch noch andere Politiker dazu", schimpfte der Sprecher der rechtskonservativen Partei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS), Adam Bielan, am Montag in einem Interview mit Radio Zet.

Die Kritik bezieht sich auf Filmaufnahmen, die der Fernseh-Sender TVN am Montagabend zeigen will. Auf ihnen ist zu sehen, wie Tusk am vergangenen Donnerstag gemeinsam mit Innenminister Grzegorz Schetyna (PO) Fußball spielte, während das Parlament über den Bericht der Regierung zum Budgetplan abstimmte. "Es ist nicht zu fassen", kommentierte Bielan. Die Abgeordnete der Oppositionspartei "Bündnis der demokratischen Linken" (SLD) Joanna Senszyn sagte der Zeitung "Gazeta Wyborcza", wenn Tusk sich zu wenig für Politik interessiere, "hätte er eben Fußballspieler werden sollen".

Donnerstag ist Fußballtag

Regierungssprecher Pawel Gras hat für das Fehlen des Premiers im Parlament eine einfache Erklärung: Der Regierungschef habe nichts von der Abstimmung gewusst, so Gras bei einer Pressekonferenz. Denn üblicherweise fänden die Abstimmungen im Parlament am Freitag statt, so der Regierungssprecher. Im Übrigen gehe Tusk "fast jeden Donnerstag zum Fußball-Training, um fit zu bleiben", sagte Gras.

Donald Tusk gilt als großer Fußballfan. In seiner Zeit als Vize-Präsident des Parlaments nutzte er während einer Sitzung den Bildschirm vor sich, um statt der Auftritte der Redner ein Fußballspiel zu verfolgen. Über seine eigenen Künste auf dem Rasen gab der Premier in verschiedenen Interviews zu verstehen, dass er immerhin auf gehobenem Amateurniveau spiele. (APA)