Der 15-jährige US-Teenager David Nelson hat einen kostenlosen Musik-Service präsentiert, der es Nutzern ermöglicht, die Musik von YouTube-Videos auf den eigenen Rechner zu streamen. Der Dienst, der über das dazugehörige Online-Portal namens Muziic  heruntergeladen werden kann, ähnelt dabei in Aufmachung und Funktionalität Apples iTunes. So lassen sich nicht nur einzelne Tracks anhören, sondern auch persönliche Playlists zusammenstellen und verwalten. Branchenexperten wie der Cnet-Blogger Matt Rosoff sind vom Potenzial des neuen Musikangebots, den Nelson lediglich in Eigenregie gemeinsam mit seinem Vater entwickelt hat, überzeugt: "Bei Muziic steht jeder Song zur Verfügung, der auf YouTube hochgeladen worden ist. Das beinhaltet auch Titel von kommerziellen Online-Musik-Shops und Live-Mitschnitte wie das Pink-Floyd-Konzert im Rahmen von Live 8."

Nutzungsrichtlinien

Rosoff geht davon aus, dass der aus dem umfassenden YouTube-Musikvideoarchiv gespeiste Service viele Musikliebhaber anziehen wird. Einziger Wermutstropfen ist der Umstand, dass das Angebot von Muziic derzeit noch nicht ausreichend rechtlich abgesichert ist. Wie der Vater des Gründers, Mark Nelson, auf der Homepage erklärt, habe er hierfür zwar Google kontaktiert und so gut es geht versucht, den Dienst mit den Nutzungsbedingungen von YouTube in Einklang zu bringen. Ein offizielles Statement von Seiten Googles gibt es hierzu aber noch nicht. "Unsere Nutzungsrichtlinien schreiben klar vor, dass Videos und deren Inhalte nicht heruntergeladen, sondern lediglich als 'Embedded'-Element in anderen Webseiten eingebunden werden dürfen, sofern dies der Uploader ermöglicht hat", stellt Henning Dorstewitz, Pressesprecher für YouTube bei Google Deutschland, auf Anfrage von pressetext fest. Dies gelte auch für die Audiospuren der Videoclips. Um eine endgültige Einschätzung zu Muziic abgeben zu können, müsse man den Dienst aber zunächst erst einmal genauer prüfen.

Gewachsen

"In den letzten Jahren ist die Musik-Community auf YouTube deutlich angewachsen. Musikfans haben dort die Möglichkeit, all ihre Lieblingslieder anzuhören und die Plattenfirmen können dadurch ihre Einkünfte aufbessern", erklärt Nelson auf seiner Homepage. Auf diese Weise sei eine "Win-win"-Situation für alle Beteiligten entstanden und die Konflikte über digitale Musikrechte konnten gelöst werden. Einzig und allein was die Nutzungserfahrung der YouTube-Inhalte für Musikliebhaber betrifft, gäbe es bislang noch keine optimale Lösung, betont der 15-Jährige. Genau hier wolle Muziic mit seinem Desktop-Mediaplayer und seiner Community-basierten Webseite ansetzen. "Das Konzept zu Muziic ist im Laufe der Zeit gewachsen und beinhaltet heute nahezu alle Funktionen, die User von herkömmlichen Mediaplayern wie Winamp kennen und gewohnt sind", meint Nelson.

Dass das Vater-Sohn-Gespann mit seiner Idee, das enorme Musik-Potenzial von YouTube zu nutzen, genau den Nerv der Zeit trifft, ist nicht zu leugnen. So waren erst in der vergangenen Woche Pläne durchgesickert, wonach YouTube selbst bereits ein in eine ähnliche Richtung gehendes Engagement vorhat. Konkret geht es dabei um die Gründung einer neuen Online-Musikplattform namens "Vevo", die in Kooperation mit dem Major Label Universal Music auf die Beine gestellt werden soll. Genauere Informationen hierzu sind allerdings noch nicht bekannt. (pte)