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Mit rund neun Milliarden Euro Vermögen die reichste Frau Deutschlands: Susanne Klatten.

Foto: dpa/Frank Leonhardt

Es sei ihre "einzige Chance" gewesen, sagte Susanne Klatten in der Financial Times Deutschland über ihre Anzeige gegen ihren mutmaßlichen Erpresser. Anders wäre es ewig weitergegangen, "und das hält man nicht aus". Die mit rund neun Milliarden Euro Vermögen reichste Frau Deutschlands, deren Privatleben stets tabu war, die nie auf Promipartys ging und auch bei Hauptversammlungen der beiden börsennotierte Konzerne Altana und BMW als Aufsichtsrätin nie das Wort ergriff, erstattete Anzeige. Und geriet mit privaten Details über angebliche Schäferstündchen im Münchner Holiday Inn in die Öffentlichkeit, die sie stets so gemieden hatte.

Die am 28. April 1962 in Bad Homburg als Tochter des Großindustriellen Herbert Quandt und dessen dritter Frau Johanna geborene Susanne Hanna Ursula Klatten macht eine Ausbildung zur Werbekauffrau bei der Agentur Young & Rubicam. Als ihr Vater stirbt, ist sie gerade einmal 20 Jahre alt.

Gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Bruder erbt sie dessen Vermögen, einen Gutteil machen BMW-Anteile aus. Klatten schließt ihre Ausbildung ab und geht nach England, um an der University of Buckingham Betriebswirtschaftslehre zu studieren. Nebenher erwirbt sie in Lausanne einen MBA. Sie hospitiert unter anderem auch bei BMW in Regensburg. Dort lernt sie, zunächst inkognito, ihren Mann Jan Klatten kennen. Die beiden heiraten 1990, bekommen drei Kinder in vier Jahren und leben zurückgezogen in München.

1993 wird sie in das Kontrollgremium von Altana berufen, wo sie 1996 Vize-Vorsitzende wird. Ein Jahr später zieht sie auch in den Aufsichtsrat von BMW ein.

Klatten tritt stets im Kostüm mit weißer Bluse auf, die Haare sportlich kurz geschnitten. Ein Kenner der Familie beschreibt sie einmal so: "Susanne Klatten erinnert ein bisschen an Angela Merkel, bevor sie bei Udo Walz war."

Die Familie Quandt ist dafür bekannt, Beteiligungen lange fest- und Traditionen hochzuhalten. Auch pikante private Geschichten haben Tradition: Klattens Vater wechselte immer wieder die Frauen, ihr Großvater Günther Quandt wurde öffentlich zum Betrogenen. Seine zweite Frau Magda vergnügte sich während der Ehe mit einem Studenten. Bald nach der Scheidung von Quandt freundete sie sich mit dem späteren Hitler-Propagandaminister Joseph Goebbels an, den sie heiratete. Ihr Ende ist Zeitgeschichte: Im Führerbunker vergiftete sie 1945 ihre sechs Kinder, ehe sie und Goebbels sich das Leben nahmen. (Gudrun Springer, DER STANDARD - Printausgabe, 9. März 2009)