Lahti - Gregor Schlierenzauer hat seine Führung im Gesamtweltcup der Skispringer am Sonntag mit seinem elften Saisonsieg weiter ausgebaut. Der 19-jährige Tiroler war in Lahti mit zwei Sprüngen auf 92,5 m vor seinem Schweizer Rivalen Simon Ammann und dem Russen Dmitrij Wassilijew der Beste. Der Finne Harri Olli vergab wie schon bei der WM seine Halbzeit-Führung, er wurde Vierter. Der Bewerb war wegen starken Windes von der Großschanze auf die Normalschanze (Hillsize 97 m) verlegt worden.

Schlierenzauer führt damit im Weltcup bereits 254 Punkte vor Ammann. Mit elf Saisonsiegen trennt den Jungstar nur noch ein Erfolg von der Bestmarke des Finnen Janne Ahonen aus der Saison 2004/2005. Mit Andreas Kofler (7.) und Thomas Morgenstern (8.) klassierten sich zwei weitere Österreicher in den Top Ten. Weltmeister Wolfgang Loitzl stürzte im zweiten Durchgang bei wechselnden Windbedingungen auf Rang 15 ab.

Training und Qualifikation waren jeweils auf der Großschanze ausgetragen worden. Diese war bei Windspitzen bis zu 8,0 m/s aber nicht zu bespringen - für einen Schlierenzauer in Überform kein Problem. "Ein guter Skispringer kann und muss überall gut springen können", erklärte der Weltcup-Dominator lapidar. Größere Probleme machte da schon der Wind, der im zweiten Durchgang etwa Weltmeister Wolfgang Loitzl vom fünften auf den 15. Platz abstürzen ließ.

Schlierenzauer dagegen sorgte zum Auftakt des "Nordic Tournament" (vier Konkurrenzen) für den ersten ÖSV-Erfolg in Lahti seit Andreas Widhölzl 1997. Bereits im nächsten Springen am Dienstag in Kuopio könnte der Tiroler auch den Weltcup-Punkterekord von Martin Schmitt brechen. Der Deutsche, nach zweitem Zwischenrang in Lahti nur 14., hatte in der Saison 1999/2000 mit 1.833 Punkten triumphiert. Schlierenzauer hält bereits nach 22 von 27 Konkurrenzen bei 1.752.

"In dieser Situation darf man aber nicht an Rekorde denken", mahnte Cheftrainer Alexander Pointner. "Es geht um den Gesamtweltcup." Vor diesem Hintergrund sei es beeindruckend, wie ruhig Schlierenzauer mit den Umständen umgegangen sei. "Das war heute etwas Besonderes. Die Bedingungen waren extrem schwierig, aber er hat Ruhe bewahrt. Das zeichnet ihn aus", lobte Pointner.

Die Österreicher trainieren im Sommer häufig auf kleinen Schanzen, wechseln diese außerdem häufig, um sich neu einstellen zu müssen. "Es war eine gute Entscheidung, auf die kleine Schanze zu gehen. Auf der großen wäre es wieder ein sehr komischer Wettkampf gewesen", meinte Doppel-Olympiasieger Thomas Morgenstern, der sich im zweiten Durchgang mit der Tageshöchstweite von 95,5 m vom enttäuschenden 27. auf den achten Platz verbessert hatte.

Unmittelbar vor Morgenstern klassierte sich Andreas Kofler auf Rang sieben - das beste Saisonergebnis des Olympia-Zweiten. "Das war ein beeindruckendes Comeback", meinte Pointner, der auch an den Sprüngen von Morgenstern und Loitzl nichts auszusetzen hatte. Nur der Wind habe bessere Platzierungen verhindert. Martin Koch landete unmittelbar hinter Loitzl auf Rang 16, Markus Eggenhofer auf 21.

Junioren-Doppelweltmeister Lukas Müller verpasste bei seinem Weltcup-Debüt als 44. mit einem Sprung auf 78 m den Einzug ins Finale. Der 16-jährige Kärntner ist auch bei den kommenden beiden Springen in Kuopio und Lillehammer mit dabei. Das skandinavische Pendant zur Vierschanzen-Tournee wird kommendes Wochenende mit dem Skifliegen in Vikersund abgeschlossen, danach wartet das Weltcup-Finale in Planica. (APA/red)