Immer wieder wird die Frage aufgeworfen, ob - und wenn ja in welchem Ausmaß - durch einen Umstieg auf Open-Source-Software Einsparungen erzielt werden können. Eine Organisation, die diesen Umstieg schon vor einigen Jahren begonnen hat, ist die französische Gendarmerie, entsprechend kann man nun bereits mit recht konkreten Zahlen aufwarten. Demnach scheint die Migration weg von proprietäre Software zumindest in diesem Fall ein voller Erfolg zu sein.

Vergleiche

Im Vergleich zur Zeit vor dem Umstieg werden die Einsparungen dieses Jahr rund 70 Prozent betragen, prognostiziert Lieutenant-Colonel Xavier Guimard von der Gendarmerie bei einer Präsentation im Rahmen der NOiV-Konferenz im niederländischen Utrecht. Dies ohne jegliche Einschränkung bei den eigenen IT-Systemen.

Ubuntu

Das Gros der Einsparungen ergibt sich dabei aus wegfallenden Lizenzkosten, neue Rechner werden mittlerweile von Haus aus mit Ubuntu ausgestattet. Dies hätte auch andere BenutzerInnen zum Umstieg motiviert, mit deutlichen Ergebnissen: Seit dem Juli 2007 hat man gerade noch 200 Lizenzen bei Microsoft erworben, bis zum Jahr 2004 waren es jährlich 12.000 bis 15.000.

Lobby-Arbeit

Besonders deutlich machen sich die Kosteneinsparungen im Office-Bereich: Guimard schätzt, dass man seit dem Beginn des Umstiegs im Jahr 2004 rund 50 Millionen Euro an Lizenzkosten für Microsoft Office eingespart hat. Der Umstieg in Richtung OpenOffice.org ist indirekt übrigens dem missglückten Lobbying der Redmonder zu verdanken. Angefangen hab alles mit einem der Buchhalter der Gendarmerie, der - entnervt vom Druck von Microsoft die Lizenzen zu erneuern - OpenOffice.org ausprobiert hat. Davon bekam man bei Microsoft Wind und ließ die eigene Lobby-Maschinerie anwerfen. Durch diesen Druck wurde schlussendlich auch der Geschäftsführer der Gendarmerie-IT Wind auf das Potential eines OpenOffice.org-Umstiegs aufmerksam - und ordnete diesen umgehend an.

Standards

Einen anderen zentralen Vorteil von Open Source sieht Guimard in der besseren Unterstützung von offenen Standards, ein wichtiger Punkt, hat man sich doch schon 2002 auf eine strikte Orientierung auf entsprechende Lösungen festgelegt. Neben Ubuntu und OpenOffice.org setzt die französische Gendarmerie auf den Mail-Client Thunderbird, der auf IMAP-Server zugreift.

Training?

Nicht bestätigen kann Guimard die Warnungen - vor allem von Seiten Microsofts - dass ein Desktop-Wechsel massive Trainingskosten bei den BenutzerInnen verursacht. Der im Jahr 2007 begonnene Umstieg von Windows XP auf Ubuntu sei größtenteils problemlos verlaufen, den größten Unterschied würden die BenutzerInnen an den Icons und den Spielen ausmachen. (apo)