Bagdad - Die irakische Hauptstadt Bagdad ist am Sonntag von einem verheerenden Selbstmordanschlag erschüttert worden. Etwa dreißig Menschen kamen ums Leben, als sich ein Attentäter vor der größten Polizeischule des Landes in die Luft sprengte, Dutzende weitere wurden verletzt. Die Bombe wurde inmitten einer Gruppe von Polizisten und Bewerbern für den Polizeidienst gezündet. Nach inoffiziellen Berichten fuhr der Täter mit einem Motorrad in die Menge. Im Dezember waren bei einem Attentat auf dieselbe Polizeischule in einem schiitischen Stadtteil 15 Menschen getötet und 45 weitere verletzt worden.

Bis zu 30 Tote

Zur genauen Opferzahl gab es zunächst unterschiedliche Angaben: Sanitäter und einige Polizisten sprachen von mindestens 30 Toten und 60 Verletzten. Ein anderer Beamter gab die Zahl der Toten mit 28 an, das Innenministerium mit 24. Beobachter sprachen von einem deutlichen Hinweis, dass Aufständische trotz des generellen Rückgangs der Gewalt in Bagdad immer noch für spektakuläre Attentate gerüstet sind, und dies zu einem Zeitpunkt, da sich die ausländischen Truppen aus dem Irak zurückziehen wollen.

Am Freitag hatte die irakische Regierung zur "nationalen Aussöhnung" mit der früheren Anhängerschaft des vor sechs Jahren gestürzten Baath-Regimes des hingerichteten Ex-Diktators Saddam Hussein aufgerufen. "Wir müssen uns versöhnen mit denjenigen, die Fehler gemacht haben, die gezwungen waren, sich in dieser schwierigen Zeit mit dem ehemaligen Regime zu verbünden", sagte der schiitische Ministerpräsident Nuri al-Maliki vor sunnitischen Stammesführern. "Was geschehen ist, ist geschehen." Maliki appellierte an seine Landsleute, einen Schlussstrich unter die "schwarze Vergangenheit" zu ziehen. Nach dem Sturz Saddam Husseins waren die Schiiten an die Macht gekommen. Unter dem Baath-Regime (1968-2003) und dessen Vorgängern bildeten die Sunniten die Führungselite des Landes. Nach der US-geführten Invasion waren Hunderttausenden Baath-Mitgliedern erhebliche Einschränkungen auferlegt worden, darunter der Ausschluss von sämtlichen öffentlichen Ämtern.

USA will 12.000 Soldaten abziehen

Aus Sicht der US-Regierung, die bis zum Sommer kommenden Jahres zwei Drittel der momentan noch 140.000 amerikanischen Soldaten aus dem Irak abziehen will, ist eine erfolgreiche Aussöhnung Grundvoraussetzung für eine dauerhafte Verbesserung der Sicherheitslage. Die US-Streitkräfte kündigten am Sonntag den Abzug von 12.000 Soldaten bis September an. Großbritannien werde im gleichen Zeitraum seine letzten 4000 Soldaten nach Hause holen, teilte US-Generalmajor David Perkins mit. Die amerikanische Truppenstärke werde von 14 auf 12 Brigaden verringert. Es würden demnächst weitere Militärstützpunkte den irakischen Streitkräften übergeben. US-Präsident Barack Obama hat den Abzug aller Kampfeinheiten bis Ende August 2010 in Aussicht gestellt und bis Ende 2011 den totalen Rückzug. Dieser gehörte zu den wichtigsten Wahlkampfversprechen Obamas, der der von seinem Vorgänger George W. Bush angeordneten Invasion im März 2003 stets kritisch gegenübergestanden war. (APA/AP/AFP)