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US-Präsident Obama spricht sich in einem Interview mit der New York Times für Gespräche mit moderaten Taliban in Afghanistan aus.

Foto: REUTERS/Larry Downing (UNITED STATES)

New York/Kabul/Teheran/Kabul/Mingora - US-Präsident Barack Obama hat sich im Zusammenhang mit dem Afghanistan-Konflikt offen für Kontakte zu gemäßigten Taliban gezeigt. Im Irak habe sich eine Annäherung an islamische Fundamentalisten als erfolgreich für eine Befriedung des Landes erwiesen, sagte der Präsident in einem am Samstag veröffentlichten Interview der "New York Times." Es könnte vergleichbare Möglichkeiten in Afghanistan geben. Auch den Iran will Obama in die Bemühungen um einen Frieden am Hindukusch einbeziehen und Vertreter aus Teheran zu einer Afghanistan-Konferenz bitten. Jetzt zeigte sich der Iran offen für eine solche Einladung seines Erzfeinds.

Dass sich die Lage im Irak deutlich beruhigt habe, sei auch auf eine Annäherung an die Fundamentalisten dort zurückzuführen, sagte Obama in der "New York Times" weiter. Die Islamisten seien vom Vorgehen der Al-Kaida im Irak befremdet gewesen. Allerdings sei die Lage in Afghanistan viel komplexer als im Irak, räumte der Präsident ein.

17.000 Soldaten mehr nach Afghanistan

Obama hatte schon vor seiner Amtsübernahme angedeutet, für Gespräche mit gemäßigteren Taliban offen zu sein. Obama misst Afghanistan eine hohe Priorität zu und befahl unlängst die Aufstockung der US-Truppen in Afghanistan um 17.000 Soldaten. Die Rebellion der 2001 gestürzten Taliban konnte nie eingedämmt werden, und zuletzt hat die Gewalt einen neuen Höhepunkt erreicht.

Karzai begrüßt Obamas Vorstoß

Der afghanische Präsident Hamid Karzai begrüßte Obamas Pläne für eine Einbeziehung moderater Taliban. "Das ist eine Bestätigung unserer Position", sagte Karzai. Nicht zuletzt wegen der sich verschlechternden Sicherheitslage hatte Karzai deutlich an Popularität eingebüßt. Er kündigte unterdessen an, solange im Amt zu bleiben, bis Wahlen stattgefunden haben. Dafür akzeptiere er den von der Wahlkommission vorgeschlagenen August-Termin für die Präsidentenwahl. Der Präsident, dessen Amtszeit am 21. Mai endet, hatte selbst einen Termin im April vorgeschlagen.

Die Einsetzung des Paschtunen Karzai in Kabul war allgemein als Ergebnis eines Kompromisses zwischen dem US-Geheimdienst CIA und der pakistanischen Armeeführung interpretiert worden. Karzai galt lange Zeit als Vertrauensmann des mächtigen pakistanischen Militärgeheimdienstes ISI. Als er 1992 kurzzeitig das Amt des stellvertretenden Außenministers bekleidete, wurde Karzai im Auftrag des Tadschiken-Führers Ahmed Shah Massud unter dem Verdacht der Kollaboration mit dem pakistanischen Geheimdienst festgenommen. Es gelang Karzai damals zu entkommen.

Einheimische Polizisten getötet

Die US-geführten Koalitionstruppen haben in der zentralafghanischen Provinz Kapisa versehentlich zwei einheimische Polizisten getötet. Wie die US-Armee am Sonntag mitteilte, wurden die Soldaten bei einer Militäroperation gegen die radikal-islamischen Taliban aus einem Kontrollposten heraus beschossen. In "Selbstverteidigung" hätten die Truppen das Feuer erwidert, hieß es. Erst danach sei festgestellt worden, dass Polizisten die Schüsse abgegeben hätten. Die Koalitionstruppen bedauerten den Vorfall und kündigten eine Untersuchung an.

Pakistan lässt 12 Taliban-Kämpfer frei

Im Nachbarland Pakistan wurden gleichzeitig zwölf Taliban-Kämpfer freigelassen. Der Regierungskommissär der Swat-Region, Syed Mohammed Javed, sagte am Sonntag, die Maßnahme solle ein mit den Islamisten vereinbartes Abkommen festigen. "Es war eine der Forderungen der Taliban. Es war ein Zeichen des guten Willens", sagte er. Nun hoffe man, dass die Taliban ihren Teil zum Frieden beitragen würden. Taliban-Kämpfer verüben im Nordwesten Pakistans in den Stammesgebieten von Waziristan an der Grenze zu Afghanistan immer wieder Anschläge.

Waffentstillstan im Swat-Tal

Im Swat-Tal hat sich die pakistanische Regierung mit den Islamisten auf einen dauerhaften Waffenstillstand geeinigt. Den Islamisten wurde zugestanden, das islamische Recht, die Scharia, in der Region einzuführen. Das ehemals als Touristenziel beliebte Tal gehört zu den unruhigsten Landesteilen. Anhänger des radikalen Predigers Maulana Fazlullah wollen dort eine theokratische Herrschaft errichten. Fazlullah hatte ursprünglich in einer Fatwa (islamisches Rechtsgutachten) zum "Heiligen Krieg" gegen die pakistanische Armee aufgerufen, der er Kollaboration mit den USA vorwirft. (APA/Reuters/dpa/AFP)