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Auf der US-Luftwaffenbasis Misawa in Japan werden die Startvorbeitungen auf dem nordkoreanischen Raketentestgelände aufmerksam verfolgt.

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Heinz Gärtner: "Pjöngjang verwendet die Ankündigung als politisches Druckmittel, um die Aufmerksamkeit der USA zu erregen"

Foto: Christian Fischer

Die Berichte über einen bevorstehenden Test einer nordkoreanischen Langstrecken-Rakete haben bei der japanischen Marine hektische Aktivität ausgelöst. Tokio versetzte die mit dem amerikanischen AEGIS-Luftabwehrsystem ausgestatteten Zerstörer Kongou und Chokai in Bereitschaft, und auch die US Navy ist laut Admiral Tomothy Keathing, dem Kommandanten der Pazifikflotte, auf einen möglichen Abschuss der nordkoreanischen Rakete vorbereitet, falls Präsident Obama dies anordnen sollte.Ob die Nordkoreaner, während US-Sondergesandter Stephen Bosworth sich auf seiner Asientour um eine Verhandlungslösung im Nuklearstreit bemüht, wirklich einen Raketentest durchführen werden, ist laut dem Rüstungsexperten Heinz Gärtner fraglich. Im Gespräch mit Berthold Eder erklärt er, warum er an der Japans Drohung, den Flugkörper nötigenfalls abzuschießen, zweifelt.

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Sowohl die Ankündigung Nordkoreas, die Verhandlungen mit dem Westen durch den Abschuss einer Langstreckenrakete zu gefährden als auch die Drohung Japans, den Flugkörper vom Himmel zu holen, stellen für Heinz Gärtner eine Eskalation dar. Da allerdings beide Seiten kein wirkliches Interesse an einer Verschlechterung der Beziehungen haben, bezweifelt der österreichische Rüstungsexperte, dass der Test wirklich durchgeführt wird.

"Keine wirkliche Gefahr"Der Start eines Satelliten stelle keine wirkliche Gefahr für Japan dar, weshalb er auch nicht mit einem Einschreiten der japanischen Marine rechnet. Allerdings sei es angesichts des Entwicklungsstandes des nordkoreanischen Raketenprogramms durchaus möglich, dass Teile des Flugkörpers auf japanisches Territorium stürzten. Dies sei dann aber eher als Unfall denn  als Bedrohung zu werten, weswegen Gärtner Japans Drohgebärden für eine Überreaktion hält."Pjöngjang verwendet die Ankündigung als politisches Druckmittel, um die Aufmerksamkeit der USA zu erregen", ist Gärtner überzeugt, "allerdings wäre ein missglückter Test nach den beiden Fehlversuchen 2006 eine Blamage für die Nordkoreaner." Damals waren zwei Taepodong-2-Langstreckenraketen nach weniger als zwei Minuten ins Meer gestürzt.In absehbarer Zeit kein RaketenschildSpekulationen über eine Suche nach neuen Standorten für den umstrittenen  US-Raketenschild (genannt wurden mehrere südosteuropäische Länder, die entlang der Flugbahn potenzieller iranischer, aber nicht russischer Interkontinentalraketen lägen) nimmt Gärtner nicht ernst: mit seiner Ankündigung, im Gegensatz zu seinem Amtsvorgänger Bush das Rüstungsprojekt erst zu realisieren, wenn die verwendete Technologie zuverlässig funktioniere, habe US-Präsident Obama einen Zeitrahmen geschaffen, der eine Verhandlungslösung und eine Wiederaufnahme der Rüstungskontrollverhandlungen mit Russland ermögliche. (derStandard.at/6.3.2009)