Christoph Badelt blickt den Gesprächen mit Minister Hahn rund um die Novellierung des Uni-Gesetzes erwartungsvoll entgegen. Foto: Hendrich

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UniStandard: Wie sehen Sie jetzt die Situation bezüglich der teilweise abgeschafften Studiengebühren?

Badelt: Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass es, wenn man sich zum Gesetz vom 24. September 2008 bekennt, besser wäre, die Gebühren ganz abzuschaffen. Den endgültigen Beweis, dass es teurer ist, die Regelung beizubehalten, kann ich erst liefern, wenn die Verfahren abgeschlossen sind.

UniStandard: Wo steht man mit dem Ministerium bezüglich der Novellierung des Universitätsgesetzes?

Badelt: Der Gesprächsstand ist für uns der gleiche wie im Sommer des Vorjahrs. Ich erwarte, dass uns der Minister demnächst einlädt, um die heiklen Punkte zu besprechen. Kritisch ist vor allem all das, was wir als Einschränkung der Autonomie empfinden: die Änderung der Budgetierung oder auch die Bestellung der Uni-Räte nur durch den Minister und nicht die Regierung sowie die Verkürzung der Sperrfrist für Politiker, die in den Uni-Rat wechseln.

UniStandard: In puncto Evaluierung erwartet Minister Hahn von den Universitäten, dass Sanktionen folgen - wie stehen Sie dazu?

Badelt: Dabei ist oft der erste Zugang: Was sind die Sanktionen? Es sollte aber nicht um Sanktionen gehen, sondern um Verbesserung.

UniStandard: Doch viele Studierende haben das Gefühl, dass die Evaluationsbögen, die sie ausfüllen, konsequenzenlos verschwinden.

Badelt: An der WU werden die Bögen zu 95 Prozent veröffentlicht, was wir forcieren. Wenn es jemand nicht tut, können Studierende auch daraus ihre Schlüsse ziehen.

UniStandard: Minister Hahn hat als Schwerpunkt berufsbegleitendes Studieren angekündigt - wie stehen Sie dazu?

Badelt: Ich bin schon neugierig zu hören, was er sich vorstellt. Sein Anliegen läuft bei uns offene Türen ein, doch in der Praxis sieht die Lage ganz anders aus. Wir sind in der paradoxen Situation, dass wir immer wieder Initiativen gesetzt haben für Lehrveranstaltungen für Berufstätige, doch mussten wir sie fast immer aus Mangel an Interesse absagen.

UniStandard: Es wurde auch der Schwerpunkt Frauenförderung angekündigt.

Badelt: Ich bin sehr unzufrieden, dass wir so wenige Frauen berufen können. Doch in unseren konkreten Berufungsverfahren der letzten Zeit gab es entweder gar keine oder sie waren viel schlechter qualifiziert. Daraus schließe ich, dass wir mehr Frauen in eine wissenschaftliche Laufbahn bringen müssen. Wir versuchen hier an die Wurzel zu gehen. Das ist unsere gesellschaftliche Verantwortung. (Tanja Traxler, DER STANDARD-Printausgabe, 5. März 2009)