Nachdem das französische Parlament ein Verbot von Werbung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen verabschiedet hat, wird auch in Italien über spotfreies TV diskutiert. Die öffentlich-rechtliche TV-Anstalt RAI sollte einen Kanal ohne Werbung einführen, schlug Kulturminister Sandro Bondi vor.

"Das Staatsfernsehen, das auch mit den Jahresgebühren der Zuschauer finanziert wird, soll Qualität garantieren und vom Zwang der Einschaltquoten und der Werbung frei sein", erklärte Bondi, Spitzenpolitiker der Mitte-Rechts-Allianz des Ministerpräsidenten und Medienunternehmers Silvio Berlusconi. "Ein werbungsfreier Kanal könnte für ein stärkeres kulturelles Angebot sorgen und neue Programme testen, die heute ignoriert werden", fügte Bondi hinzu.

"Mit weniger Werbung noch schwächer"

Der Vorschlag sorgte in Italien für heftige Diskussionen. Das RAI-Aufsichtsratsmitglied Nino Rizzo Nervo meinte, dass die öffentlich-rechtliche TV-Anstalt mit weniger Werbung noch schwächer wäre, was ihren Konkurrenzkampf gegen die Machtposition der von Berlusconi kontrollierten TV-Gruppe Mediaset im Privatfernsehen immer mehr erschweren würde.

Seine Kollegin Giovanna Bianchi Clerici meinte, dass bis Ende des heurigen Jahres zehn Millionen Italiener Zugang zum terrestrischen Digitalsystem und daher zu neuen Themenkanälen, unter anderem Kultursender, haben werden. Bisher teilen sich der staatliche Sender RAI und Berlusconis Mediaset, gut 85 Prozent des TV-Geschäfts in Italien. (APA)