Salzburg - "Das gibt es ja auf der ganzen Welt nicht, dass jemand mehr arbeiten soll und dafür weniger Geld bekommt." Die ehemalige Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) hält nichts von den Plänen ihrer Nachfolgerin Claudia Schmied (SPÖ), die Unterrichtszeit um zwei Stunden zu verlängern. Das erklärte sie am Donnerstagabend bei einem "Zeitgespräch" in der Haslauer-Bibliothek in Salzburg, wo sie auf ihre Zeit in der Politik zurückblickte.

Kein Solidarbeitrag

Wenn sich Schmied durchsetze, dann fielen für die Lehrer Überstunden weg und das heiße, dass sie weniger Geld bekämen, meinte Gehrer. "Ich verstehe nicht, was daran ein Solidarbeitrag ist." Ein Solidarbeitrag wäre für sie, wenn Lehrer auf Überstunden verzichten und dafür junge Kollegen eingestellt werden könnten.

Für nicht klug hält die ehemalige Politikerin die Vorgangsweise von Schmied: "Es geht nicht, dass man so etwas über die Öffentlichkeit ausrichtet." Sie habe in ihrer Zeit als Politikerin die Erfahrung gemacht, dass man etwas erreiche, wenn man in vernünftigem Ton mit einem Finanzminister rede. So sei es ihr gelungen, die Universitätsmilliarde beim damaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser zu bekommen.

Gehrer glaubt nicht an Durchsetzung

Gehrer ist skeptisch, ob Schmied sich mit ihrem Vorschlag durchsetzen werde: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass man das durchbringt." Die Lehrer müssten in Österreich wieder ein besseres Ansehen erhalten und von den Eltern anerkannt und akzeptiert werden, meinte Gehrer. "In Fragen der Schule, Bildung und der Universitäten ist ein breiter gesellschaftlicher Konsens notwendig", ist sie überzeugt.

Sie selbst sei in der schwarz-blauen Regierung für die SPÖ und die Medien so etwas wie der Sündenbock gewesen, blickte Gehrer zurück. "Man pickt sich jemanden heraus, auf den man seine gesamten Oppositionspfeile schießt", sprach die Politikerin von einer "Fundamentalopposition" der SPÖ. Sie habe aber keinen seelischen Schaden davongetragen. Am schlimmsten sei die Zeit nach der Regierungsbildung mit der FPÖ gewesen, erinnert sich Gehrer. "Da war ein Hass spürbar. Man hat gesehen, dass es null Toleranz gibt."

Gehrer wollte keine Studiengebühren

Das Universitätsgesetz 2002 würde sie auch heute noch so machen, erklärte Gehrer. Man müsse aus den Erfahrungen lernen und es weiterentwickeln. Weniger Freude hatte sie mit der Einführung der Studiengebühren. "Ich wollte das eigentlich nicht, weil es überfallsartig gekommen ist." Damals habe sie ernsthaft einen Rücktritt erwogen. Es sei aber die Frage, ob man so etwas wie Studiengebühren bei längerer Vorbereitung ohne Streit einführen könne. "Gewollt hat sie der Grasser, unterstützt hat sie der Schüssel und ich musste sie durchstehen", sagte sie zum Widerstand gegen die Studiengebühren. (APA)