In Wien demonstrierten am Donnerstagabend mehr als 70 Menschen gegen rassistische Angriffe auf die Bevölkerungsminderheit der Roma in Ungarn. Ausgangspunkt war das Parlament, wo Emmerich Gärtner-Horvath, Obmann der burgenländischen Organisation Roma-Service, per Megaphon forderte: "Meine Damen und Herren, stoppt endlich die Gewalt in Ungarn!" Die Menschen riefen im Chor mit und klatschten Beifall.

 

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Die Demonstration hatte ihren Startpunkt vor dem Parlament, weil man auch die österreichischen Politiker zum Handeln auffordern wollte. "Wir sind Mitglied der EU, es ist wichtig, dass unsere Politiker zu uns stehen. Und es ist wichtig, über die Grenzen zu schauen", sagte Gärtner-Horvath im Gespräch mit derStandard.at. "Menschenrechte soll es nicht nur auf dem Papier geben", so Gärtner-Horvath. Mit der Kundgebung wolle man Solidarität gegenüber den Roma in Ungarn zeigen.

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Marion und Diana Dworzack, Mutter und Tochter, brachten zu dem Protestmarsch Kerzen mit. "Es ist notwendig, sein Gesicht zu zeigen, wenn man sich mit den Opfern solidarisch erklärt", ist Marion Dworzack überzeugt. "Es geht nicht an, dass es in Ungarn Aufmärsche rechtsextremer Gruppen und Angriffe, die mit Mord enden, gibt." Ihre Tochter Diana habe an der Kundgebung teilgenommen, weil sie vom jüngsten Roma-Mord geschockt sei. "Wir haben in der Schule darüber diskutiert", erzählte sie, "aber meine Mitschüler haben den Mord ziemlich heruntergespielt. Ich bin ziemlich schockiert. Ich bin damit aufgewachsen, dass alle Menschen gleich sind."

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Die Demonstranten zogen von der Polizei begleitet in Richtung Hofburg. Einige hielten haben Plakate oder Fahnen mit, viele zünden rote Grabkerzen an. Eine Gruppe hielt ein Plakat mit der Aufschrift "Kinderrechte für alle Kinder" in die Höhe.

Beim jüngsten Angriff auf Roma in Ungarn waren in der Ortschaft Tatarszentgyörgy Ende Februar ein Familienvater und sein viereinhalbjähriger Sohn erschossen worden.

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Ein Teil der Demonstranten zog weiter vor den Sitz der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa), wo Kerzen und dieser Banner niedergelegt wurden.

In Ungarn kommt es immer wieder zu rassistischer Gewalt gegenüber Roma. Gegen die größte Minderheit des Landes wurden im vergangenen Jahr 16 Angriffe mit Molotow-Cocktails, Granaten oder anderen Waffen verübt.

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Im Anschluss zog die Kundgebung weiter in die Nähe der ungarischen Botschaft hinter dem Burgtheater. Zwei Delegierte überbrachten eine Petition der Demonstrationsteilnehmer an die Botschaft. Die Forderungen beinhalten einen "Stopp der Gewalt in Ungarn", einen "Stopp gegen die Hetze gegenüber Roma in europäischen Medien" und ein "Ende der Segregation der Roma in Europa".

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Am Ende der Kundgebung legten die Demonstranten ihre brennenden Kerzen vor dem Gebäude der ungarischen Botschaft nieder.

Der Solidaritätsmarsch wurde von den österreichischen Roma-Organisationen Roma-Service, Romano Kham, Bahtalo Rom und Romano-Centro veranstaltet. (APA, Maria Kapeller, derStandard.at, 5.3.2009)

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