Gestern die Lehrer, heute die Justizbediensteten, morgen - wer? Langsam muss es einem auffallen, dass nur der öffentliche Dienst mit Streik gegen Einsparungsmaßnahmen droht. Beziehungsweise in der jüngeren Vergangenheit tatsächlich Streiks durchgeführt hat? Subjektiv und wohl auch objektiv sind etliche Mitglieder des öffentlichen Dienstes durch ihre Jobs stressbelastet (übrigens: Krankenhauspersonal wohl eher als Richter, aber hat irgendjemand etwas von einem Streik der Pflegerinnen und Pfleger gehört?). Aber da sitzt die Streikdrohung locker. Justizministerin Bandion will den Arbeitsalltag von Richtern und Staatsanwälten effizienter gestalten. Gute Idee.

Wird jeder unterstützen, der mit dem ächzenden, knirschenden, in Teilbereichen schrecklich unmodernen Organisationsablauf in der Justiz zu tun hatte (immerhin hat man vor kurzem im Landesgericht die Segnungen des E-Mails entdeckt). Aber auch da sitzt die Streikdrohung locker. Kann es sein, dass weite Bereiche des öffentlichen Dienstes hermetisch abgeschlossene Systeme sind, die sich nicht einen Millimeter zu bewegen trauen, weil sie ahnen, dass dann das Ganze aufgebrochen wird? (Hans Rauscher/DER STANDARD Printausgabe, 6. März 2009)