Ruth Drexel, dem Fernsehpublikum entlang des Weißwurstäquators bis in die pannonische Tiefebene hinein zumindest als Mama des "Bullen von Tölz" bekannt, ist, wie berichtet, vergangene Woche 78-jährig gestorben. Der ORF reagierte prompt und wird in den nächsten Tagen eine alte Bulle-Folge ebenso zeigen wie "Weißblaue Geschichte - Kein Kraut für die Liebe". Legitim.

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Wobei diese Programmänderungen insofern seltsam sind, als dass der ORF sein Programm deshalb bestenfalls geringfügig nachjustieren muss. Mit Verlaub: "Der Bulle von Tölz" läuft im ORF ohnehin seit Jahren in buchstäblich schwerer Rotation. Und ob da nun eine alte Folge wiederholt wird oder nicht - wer soll das merken? Immerhin wird Drexel zu einer Tageszeit geehrt, für die man sich nicht extra den Wecker stellen oder Kaffee kochen muss. Andere Kaliber, die sich zwischen Rosamunde-Pilcher-Schmus und "Bergdoktor"-Narkose weniger harmonisch einfügen, haben es da ungleich schwerer.

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Nicht nur, dass "schwierige" Kost gern um die Zeit nach Mitternacht verräumt wird, es werden dann noch Werke gezeigt, die dem Oeuvre mancher Schauspieler kaum gerecht werden. Man erinnert sich heute noch seltsam berührt an die ORF- Würdigung von Paul Newman, als man in memoriam "Road to Perdition" zeigte - mit Tom Hanks in der Hauptrolle.
Und anlässlich von Helmut Qualtingers 20. Todestag zeigte der ORF wieder einmal "Der Name der Rose", in dem Qualtinger gerade eine Nebenrolle einnahm. Allen Würdigungen gemeinsam ist, das man sie kaum wahrnimmt. Die einen nicht, weil sie die Bezeichnung nicht verdienen, die anderen nicht, weil sich im Programm eigentlich nichts ändert. Auch eine Kunst. Irgendwie. (Karl Fluch/DER STANDARD, Printausgabe, 6.3.2009)

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