Während die Betreiber der Torrent-Webseite The Pirate Bay in Stockholm noch bis 17. April auf das Urteil des Stockholmer Gerichts warten müssen, sorgt in den USA ein aktuelles Interview mit Lars Ulrich, dem Schlagzeuger der Kult-Rockband Metallica, für Aufsehen. Der Drummer der Truppe, die lange Zeit als einer der härtesten Gegner der zunehmenden Musikpiraterie auf Filesharing-Plattformen im Internet galt, gesteht darin, selbst schon einmal ein komplettes Album illegal aus dem Web heruntergeladen zu haben. "Eines Nacht s saß ich mit zirka sechs Freunden bei einer Flasche Wein in meinem Haus zusammen. Ich wollte herausfinden, ob das neue Metallica-Ablum 'Death Magnetic' schon auf Filesharing-Seiten zu finden ist. Als ich es dann gefunden habe, musste ich unbedingt ausprobieren, ob der Download funktioniert", gesteht Ulrich gegenüber Eddie Trunk, dem Moderator der VH1-Rocksendung "That Metal Show".

Harmlos

Für Außenstehende mag dieses Geständnis aufgrund der Tatsache, dass sich Ulrich lediglich eines seiner eigenen musikalischen Werke auf illegalem Weg beschafft hat, harmlos klingen. Brancheninsider und Musikfans reagieren aber vor dem Hintergrund der konsequenten Vorreiterrolle, die Metallica lange Zeit als Pirateriegegner innerhalb der Musikindustrie eingenommen hatte, äußerst sensibel auf entsprechende Äußerungen der Bandmitglieder. "Wir sind in der Branche immer respektiert und gemocht worden", erinnert sich Ulrich. Seit dem Niedergang der anfänglich überaus erfolgreichen Online-Tauschbörse Napster im Jahr 2000, an dem Metallica nicht unwesentlich mitgewirkt hat, hätten sich die Verhältnisse aber grundlegend verändert. "Eines Tages wachte ich auf und war plötzlich der meistgehasste Mann im gesamten Rock'n'Roll-Business", schildert Ulrich.

Feldzug gegen Napster

Metallica waren eine der ersten Musiker, die Nutzer von illegalen Musik-Filesharing-Angeboten im Internet verklagt hatten. Bandschlagzeuger Ulrich tauchte im Jahr 2000 sogar unerwarteter Weise im Napster-Hauptquartier mit einer Liste von 335.000 Usern auf, die nachweislich über die Plattform illegal Musik der Band heruntergeladen hatten. Die Forderung, all diese Nutzer zu blockieren, hatte in weiterer Folge zu einem langjährigen Rechtsstreit mit der Musikindustrie geführt. Schließlich wurden die Betreiber von Napster zur Installation einer speziellen Filtersoftware gezwungen, die aber nie richtig funktionierte, da die Benutzer erfindungsreich mit Dateiumbenennungen die Filter umgehen konnten. "Ich glaube zwar nicht, dass die Leute heute realisieren, dass wir damals richtig gehandelt haben. Sie werden mittlerweile aber sicher verstanden haben, dass das Problem der Online-Piraterie das Erscheinungsbild von allen Medienformen verändert. Davon ist nicht nur die Musikindustrie betroffen, die Filmwirtschaft ist als nächstes dran", so Ulrich. (pte)