Griff ins ORF-Archiv: Verlag Hoanzl kann sich laut Deal Produktionen zur Verwertung auf DVD oder online aussuchen.

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22 Stunden nach der Story des STANDARD über den Exklusivvertrag des Verlags Hoanzl über die Verwertung des ORF-Archivs kam die Bestätigung. Der ORF schrieb dezenter von "DVD-Veröffentlichung von bis zu 1000 Titeln der österreichischen Fernsehgeschichte über zehn Jahre".

"Selbstverständlich findet weder ein Verkauf der ORF-Archive noch eine E-Commerce-Anwendung durch den ORF statt", formuliert ORF-Chef Alexander Wrabetz da präzise. Denn wie berichtet sieht die "ORF-Mediathek" Onlinenutzung der Archivbestände vor.

"Bedeutsame Marktposition"

ORF-Tochter Enterprise und Hoanzl haben wörtlich vereinbart, "dass die ORF-Mediathek als digitale Plattform eine bedeutsame Marktposition auf dem Online-Sektor einnehmen soll". "Dabei" solle die Enterprise im ORF das gemeinsame strategische Projektziel gewährleisten: ein digitales Verwertungskonzept innerhalb der gesetzlichen Möglichkeiten. Könne sich Hoanzl Onlinerechte sichern (die der ORF nicht hatte) und nutzen, verdiene der ORF mehr daran, sagt ORF-Sprecher Pius Strobl.

"Vorgang nach burgenländischem Landrecht"

ORF-Stiftungsrat Peter Radel (ÖVP) empört der Deal, das Management lasse sein Aufsichtsgremium erneut "blöd sterben". Er bezweifelt im Gespräch mit dem STANDARD, dass der Vertrag den zuständigen Direktoren für Online und für Kaufmännisches oder der Rechtsabteilung des ORF zum Zeitpunkt des Abschlusses bekannt war.

Er bezweifelt weiters, dass Enterprise-Chef Walter Zinggl autorisiert ist, einen solchen Vertrag abzuschließen. Radel spricht von einem "Vorgang nach burgenländischem Landrecht". Der ORF-Stiftungsrat grundsätzlich: "Das Archiv gehört zum zentralen Schatz eines öffentlich-rechtlichen Systems. Wie damit im ORF umgegangen wird, spottet jeder Beschreibung." (Harald Fidler, DER STANDARD; Printausgabe, 5.3.2009)