1999 38° C Mascara

Bis dahin gab's im Wesentlichen zwei Sorten Wimperntusche. Die eine, die sofort verrutscht, und die andere, die man abrubbeln muss, bis das Auge glüht. Die Entwickler der japanischen Marke Sensai taten das Augenfällige. Sie tüftelten an einer Mascara, die hält, solange sie mit Körpertemperatur konfrontiert ist, und sich vertschüsst, wenn die Temperatur steigt. Also zum Beispiel unter der Dusche, ab 38 Grad, wie der Name schon sagt.

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2000 Anti-Aging

Das Alter mit einer Creme aufzuhalten, versucht man seit Jahrhunderten. Mit dem Millennium erlebt die Anti-Aging-Kosmetik einen wahren Boom. Die Versprechen sind groß. Aus den Labors von Estée Lauder kommt Resilience Lift Extreme, eine Creme, die nicht nur gegen Falten wirken will, sondern gegen die hormonbedingte Erschlaffung der Haut. Die Creme will auf die Vernetzung von Kollagen in der Haut wirken, deren Verminderung man als Ursache für die Erschlaffung erkannt hat. Estée Lauder feuerte damit den Startschuss für die Anti-Aging-Pflege ab.

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2001 Neue Farbe

Foundations, Lippenstifte, Lidschatten, Rouges gab es natürlich sonder Zahl. Die Unfallgefahr beim Make-up war dennoch hoch. Das Know-how, was man wie aufträgt, um welchen Effekt zu erzielen, wurde bis dato nicht in den Beipackzetteln mitgeliefert. Das erkannte die amerikanische Visagistin Bobbi Brown als Marktlücke und entwickelte erstens eine Palette von Farben, bei der man auch farbenblind und/oder ohne Brille nichts falsch machen kann und in deren richtige Verwendung man eingeschult wird.

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2002 Sonnenschutz überall

Ozonloch und Hautkrebs beschäftigten seit den 1980er-Jahren Dermatologen, Klimaforscher und eigentlich alle. Als Nebenaspekt der großen Diskussion ergab sich ein großes Thema für die Kosmetik: vorgezogene Hautalterung infolge vermehrter Sonneneinstrahlung. Bei genauerer Betrachtung stellte sich heraus, dass die maßgeblichen Sonnenschäden vom täglichen Ausgesetztsein herrühren und nicht von drei Wochen Urlaub im Sommer.

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In der Folge stiegen die Sonnenschutzfaktoren bei den eigentlichen Sonnenschutzprodukten in lichte Höhen, und alle anderen bekamen einen Sonnenschutzfaktor dazu - von der normalen Tagespflege bis zur Foundation und bis zum Lippenstift. Vorreiter war hier Chanel mit der edlen Kollektion Aqualumière. Da es plötzlich alle anging, traten auch die Männer dem Kosmetikgedanken näher, aus Vernunftgründen, denn von Metrosexualität war damals noch nicht so richtig die Rede. Biotherm landete mit dem Pflegeprodukt Aqua-Power den ersten Erfolg der Männer-Kosmetik.

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2003 Die Gene kommen

Das menschliche Genom ist entschlüsselt. Täglich kommen neue Meldungen über soeben identifizierte Krankmachergene. Die Zukunft scheint glorreich zu sein. Krebs, Autoimmunerkrankungen, ja das Alter selbst verlieren ihre Schrecken. In dieser Stimmung liegt Lancaster mit 365 Cellular Elixir genau richtig. Ein "DNA-Action-Complex" will den altersbedingten Rückzug der Wachstumshormone aufhalten oder ausgleichen. "Intelligent Anti-Aging" heißt der Auftrag. Ein wahres Kind seiner Zeit. Die sanfte Seite der Kosmetik entdeckt die Aromakologie. Shiseido nimmt sich des Themas besonders an und entwickelt den "Body Creator", ein Anti-Cellulite-Produkt, das durch Duftstoffe und durch die Haut aufgenommene Ingredienzen wirkt. Cellulite wegatmen? Vielversprechend und bahnbrechend.

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2004 Doctor's Brands

Jetzt wird's ernst mit Anti-Aging. Die Versprechen der Kosmetik allein reichen nicht. Der Doktor muss ran. Als Erster schlägt Doktor Sebagh in Österreich seine Zelte auf. Den gab's zwar schon eine Weile, aber die Gunst der Stunde beförderte sein Angebot in die erste Schaufensterreihe nobler Parfümerien. Er selbst findet erfrischende Worte zur Einordnung seiner Produkte: "Botox spritzen - und dann vielleicht wie ein Clown aussehen? Das Risiko ist zu groß." Da hat er recht, solche Ergebnisse sieht man jeden Tag. Damit wäre auch die Nische der Doctor's Brands definiert: So nah an der Medizin wie möglich und trotzdem in der Welt der Kosmetik.

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2005 La Mer

Das Bewusstsein für das Meer als große Ressource der Menschheit steigt in dem Maße, in dem es ausgebeutet wird. Dieses Bewusstsein nützt die Marke La Mer in Verbindung mit einer mirakulösen Entstehungsgeschichte. Dr. Max Huber suchte in den 1960er-Jahren nach einer Formel zur Heilung seiner Brandwunden und -narben. Nach tausenden Experimenten stand der "Miracle Broth", die Wundersuppe aus biofermentierten Algen et alii, auf dem Labortisch. Diese wurde in die Crème de la Mer und später in eine komplette Pflegelinie verpackt und ein Welterfolg. Und 2005 wurde mit der jungbrunnenhaften Maske noch eines draufgesetzt.

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2006 Serumfür alle

Ein Serum gehört in die geheimnisvolle Dunkelheit der Behandlungskabine im Kosmetiksalon und stammt von sehr exklusiven Marken, die selten am Tresen einer Parfümerie zu finden sind. So war das bis 2006. Nun kommt das Serum, das edle Wirkstoffkonzentrat im Spender, für alle. Biotherm etwa verspricht mit dem Aquasource Superserum die Wirkung von 5000 Litern Mineralwasser auf der Haut.

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2007 Schöne Apotheke

Spezialisten nahmen die Sachen seit Jahren aus der hübschen New Yorker Apotheke "Kiehl's" mit nach Hause. Dann wurde die Marke an L'Oréal verkauft und hatte ihren österreichischen Marktauftritt im Dezember. Und aus war's mit dem Geheimtipp. Die Marke eröffnet einen neuen Kundenkreis. Zum Beispiel greifen Labello-Fans recht unverkrampft zum stylishen, weil total ungestyl-ten Lip Balm, dem Bestseller von Kiehl's. Auch 2007 ist Medizin das dominierende Motto. Sogenannte Cosmeceuticals, Kosmetikprodukte, die aussehen wie Injektionsnadeln und chirurgisch-korrektive Ergebnisse versprechen, betreten die Bühne.

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2008 Die Natur

Bio-Boom und Globalisierung erreichen den Konsumenten auf der Ebene des Alltags. Wie wurde das, was ich kaufe, produziert? Aus welcher Umgebung stammt es? Tut es mir gut, was ich da esse? Wie sieht der Boden aus, auf dem es gewachsen ist, wie wurde es behandelt, und wie werden die Menschen, die es angebaut haben, behandelt? Diese Fragen betreffen plötzlich alles. Essen, Kleidung und auch Kosmetik. Eine Reihe biologisch-organisch hergestellter Marken kommt entweder neu auf den Markt, oder es gibt sie schon eine Weile, und sie werden plötzlich sichtbar.

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St. Barth mit in der Karibik gewachsenen Inhaltsstoffen darf als Vorreiter gelten. Ebenso Stella McCartney, die mit ihrer biologisch-organischen, parabenefreien Pflegelinie zunächst mäßigen Erfolg hatte, aber mit einer Neugestaltung einen zweiten Anlauf unternimmt. Zu den Neuen gehört etwa Huiles & Baumes, die mit organischen Ölen und Salben besonders trockener, allergieanfälliger Haut Trost spendet. (Bettina Stimeder/Der Standard/rondo/06/03/2009)

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