Wien - "The next Generation: Der neue Feminismus": Unter diesem Motto hat am Mittwoch der zweitägige "Women's World Congress" im Wiener Rathaus begonnen. "Der alte Feminismus ist antiquiert und hat längst ausgedient", erklärte Christina Zappella-Kindel, Gründerin des Women's World Forums. "Wir müssen einen neuen schaffen, der dem 21. Jahrhundert entspricht. "Wofür vor Jahrzehnten noch gekämpft worden ist, hat für die junge Frau von heute keine Bedeutung mehr", so Zappella-Kindel. "Wir müssen nicht Europa oder die westliche Welt verlassen, um auf Ungerechtigkeiten zu stoßen."

Weg vom "uncoolen" Image

Der Feminismus befinde sich im Spannungsfeld zwischen den bereits erreichten und den künftigen Zielen, sagte Sandra Frauenberger, Wiener Stadträtin für Integration und Frauenfragen. Er werde oft als "etwas Uncooles, Hausbackenes" und "Anklagendes" empfunden - man müsse jungen Frauen klarmachen, dass das bisher Erreichte erkämpft worden sei und keine Selbstverständlichkeit. "Wenn ein neuer Feminismus entstehen soll, dann muss es ein solcher sein, der es möglich macht, dass sich auch wirklich alle Frauen darin wiederfinden."

Männer einbinden

Der heurige Internationale Frauentag stehe unter dem Motto "Frauen und Männer vereinigt euch, um Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu beenden", berichtete Lilly Sucharipa, Obfrau des Österreichischen Nationalkomitees für UNIFEM. "Es ist wichtig, auch Männer einzubinden."

Unterrepräsentiert

Nur eine von fünf Parlamentsabgeordneten auf der ganzen Welt sei weiblich: Damit habe sich der Frauenanteil zwar gehoben, allerdings sei dieser noch immer unter 30 Prozent in den entwickelten Ländern. Dieser Prozentsatz sei Millenniumsziel - nur wenige Länder würden ihn bis zum Jahr 2015 erreichen. Weil Frauen noch immer geringer bezahlt werden als Männer, könnten sie sich auch kaum aus der Armut befreien, meinte Sucharipa. 2005 habe der Anteil von Frauen in der EU in den höchsten Management-Ebene nur zehn Prozent betragen. In den Entwicklungsländern waren nur rund drei bis zwölf Prozent der Toppositionen weiblich.

Kampagne gegen Menschenhandel

Antonio Maria Costa, Generaldirektor der Vereinten Nationen in Wien und Exekutivdirektor der UN-Drogen- und Kriminalitätsbehörde, kam auf das Thema Gewalt gegen Frauen zu sprechen: Die beginne im Kopf. Er deute aber nicht mit dem Zeigefinger auf die Entwicklungsländer: "Sehen Sie sich an, wie bei uns Frauen dargestellt werden, z. B. im Fernsehen, in der Werbung, in Musiktexten." Er wisse nicht, was für Frauen beschämender sei, "die Burka oder der Bikini." Costa stellte im Zuge des Kongresses auch die neue "Blue Heart"-Kampagne gegen Menschenhandel vor. "Das ist eine Form der Sklavenarbeit - dass diese im 21. Jahrhundert existiert, beschämt uns alle." Übrigens ist laut Costa noch keine einzige Verurteilung eines Täters in diesem Bereich verzeichnet. (APA)