Brigitte Ratzer fühlt sich vom Frauenauto provoziert.

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Manchmal wünscht man sich ja schon eine intelligente Maschine, die das Einkaufen erledigt. Aber muss es ein Kühlschrank sein, der automatisch Produkte nachbestellt, wenn nur noch wenig davon da ist? Dem smarten Gerät, auf Entwicklermessen als die Innovation schlechthin für "die moderne Hausfrau" angepriesen, wurde kürzlich in einer Studie der deutschen Fraunhofer Gesellschaft kein gutes Zeugnis ausgestellt. Die Mehrheit der befragten Frauen konnten nämlich keinen Nutzen darin entdecken - und waren sich dabei übrigens mit den befragten Männern einig.

Für Brigitte Ratzer, Leiterin der Koordinationsstelle für Frauenförderung der Technischen Universität Wien, kommt dieses Ergebnis nicht wirklich überraschend. Unternehmen würden viel zu selten darauf achten, welche Zielgruppe sie mit ihren neuen Produkten wirklich ansprechen wollen - ehe die Marketingmaschine ins Rollen kommt. Wenn darüber nachgedacht wurde und eine neue Entwicklung speziell für Frauen auf den Markt kam, musste sie sich meistens ärgern. "Das war nicht selten reine Provokation." Ratzer nennt als Beispiel das von Volvo produzierte Frauenauto: "Mit einem Schminkspiegel auf der Fahrerseite und einem Extra-Abstellplatz für die Handtasche. Klischeehafter geht es kaum noch."

Bedarfsanalyse von Nöten

Ratzer meint, eine zielgruppenorientierte Produktion, egal, für welche Zielgruppe, müsste mit einer genauen Analyse des Verhaltens und der Bedürfnisse der User beginnen. "Will man also ein Auto für Frauen herstellen, dann sollte man sich überlegen, wie Frauen das Auto nützen. Sie legen meist kürzere Wege zurück, fahren aber häufiger." Eine logische Schlussfolgerung aus dieser Mobilitätsanalyse wäre daher: "Man müsste sich fragen, wie man den Verbrauch aufgrund der vielen kurzen Strecken niedrig halten könnte."

Ratzer kritisiert die Personalstruktur in den Entwicklungsabteilungen der Unternehmen. "Man sieht, dass da Männer für junge Männer arbeiten. An den Ergebnissen ist erkennbar, dass der Frauenanteil in diesem Bereich verschwindend gering ist." Aus ihrer Sicht könne man nur mit einer Quotenregelung dagegen arbeiten - auch an den Universitäten. "Ich weiß schon, dass vor allem Frauen nur einen Job aufgrund ihrer Qualifikation wollen." Das sei aber ein momentan nicht verwirklichbarer Traum. Gerade an den Universitäten, bei Professuren, werde sich, fürchtet Ratzer, ohne Druck nichts ändern. "Und von mehreren qualifizierten Bewerbern deswegen genommen zu werden, weil ich qualifiziert und eine Frau bin, damit könnte ich schon leben." (Peter Illetschko/DER STANDARD, Printausgabe 04.03.2009)