Wien - Knapp zwei Drittel der österreichischen Unternehmen glauben laut einer am Dienstag veröffentlichten Raiffeisen-Umfrage an eine Steigerung ihrer Umsatzzahlen innerhalb der nächsten drei Jahre. Mit mehr Gewinn rechnet nur die Hälfte, was auf sinkende Gewinnmargen hindeute. Raiffeisen Research kommt zu dem Schluss, dass die Unternehmen zum Teil zu zuversichtlich sind. Ein Ausstieg aus Zentral- und Osteuropa (CEE) etwa dürfte nicht in den Strategieplänen enthalten sein.

Der Drang zur Expansion nach CEE wird offenbar trotz Krise weiterhin forciert. Knapp die Hälfte der Befragten will ihre Aktivitäten in dieser Region weiter steigern. Dass die CEE-Länder weiterhin als Hoffnungsmärkte gesehen werden, liegt nach Ansicht Raiffeisens neben der regionalen Nähe daran, dass Österreichs Banken dort eine Pionierrolle eingenommen haben und heimische Unternehmen davon profitieren konnten. Insgesamt rechnen 54 Prozent mit einem steigenden Auslandsumsatz in den kommenden drei Jahren.

Drehen an der Preisschraube

Um das Umsatzwachstum erreichen zu können, werden die Unternehmen unter anderem an der Preisschraube drehen, um die notwendigen Volumengrößen erfüllen zu können. Das Thema Deflation werde an der Tagesordnung bleiben, glauben die Raiffeisen-Experten, die 64 der größten heimischen Firmen befragt haben.

Beim Personal rechnet vor allem der auch bei den Umsatzerwartungen pessimistische Industriesektor mit einem Abbau. Der Handel hingegen erwartet eine Steigerung der Mitarbeiterzahl oder zumindest ein Gleichbleiben.

Etwa 60 Prozent der Unternehmen gaben an, ihre Investitionsausgaben auf gleichem Niveau halten (18 Prozent) oder steigern (42 Prozent) zu wollen. Zurückhaltender gab sich lediglich der Industriesektor. Vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzierungsproblematik und der europaweit sinkenden Investitionen seien die Aussagen der Befragten zu optimistisch, so Raiffeisen. Mit einer Revision nach unten sei zu rechnen.

Steigende Kosten für Schulden

Von einem Anstieg des Fremdkapitals (41 Prozent) oder einem Gleichbleiben (29 Prozent) geht der Großteil aus. Gleichzeitig sind sich die Unternehmen bewusst, dass die Kosten für die Schulden deutlich steigen werden. Die Mehrzahl der Befragten meinte, binnen der nächsten drei Jahre höhere "Free Cashflows" (Mittel, die etwa zur Tilgung von Schulden frei sind) zu generieren. In Summe werde aber die Nettoverschuldung, also jener Teil des verzinsten Fremdkapitals, der nicht sofort getilgt werden kann, bei den meisten Unternehmen ansteigen, glaubt Raiffeisen. Eine Refinanzierungsproblematik bahne sich am ehesten im Industriesektor an.

Vor allem kleinere Unternehmen ohne eigene Finanz- oder Treasury-Abteilung seien deutlich höher verschuldet, aber um einiges optimistischer als größere Firmen. Ihre geplanten Wachstums- und Investitionsvorhaben seien aggressiver. Diese Haltung befinden die Raiffeisen-Experten für wenig einleuchtend, obgleich sie kleinen Firmen mehr Planungsflexibilität zutrauen. (APA)