Washington/Moskau - Die USA wollen entsprechend der Pläne der früheren Regierung unter George W. Bush bis 2013 eine neue Raketenabwehr in Mitteleuropa errichten. In Polen sollen demnach zehn Abfangraketen stationiert werden. In Tschechien ist ein Radar geplant, das für einen Abschuss fremder Raketen notwendige Daten liefern sollen. Das Vorhaben gehört zum amerikanischen Raketenabwehrsystems (NMD), das auf landgestützte Abwehr setzt.

Das Abwehrsystem in Europa soll nach Darstellung der Bush-Regierung vor Raketen etwa aus dem Iran schützen. Die Abfangraketen haben keinen Sprengkopf. Sie sollen feindliche Flugkörper mit großer Geschwindigkeit rammen und so zerstören. Dazu müssen sie ihr Ziel mit größter Präzision treffen. Die für Polen geplanten Raketen sind kleiner und leichter als die bereits installierten NMD-Systeme in Alaska oder Kalifornien.

Die US-Pläne für einen Raketenschild haben die Beziehungen zwischen der Regierung in Washington und Russland zunehmend belastet. Moskau hat wiederholt erklärt, er sehe die nationale Sicherheit seines Landes dadurch in Gefahr. Die USA bemühen sich, die russische Kritik an ihrem Vorhaben zu entkräften.

Geheime Pläne

Mit dem Amtsantritt von US-Präsident Barack Obama sind die Raketenschild-Pläne wieder etwas infrage gestellt worden. Laut Außenministerin Hillary Clinton werden die USA ihre Raketenabwehrpläne überprüfen, wenn der Iran sein Streben nach Atomwaffen aufgibt. In einem geheimen Brief soll Obama nun seinem russischen Amtskollegen Dmitri Medwedew einen Deal angeboten haben: Die Vereinigten Staaten werden auf ihre Raketenschild-Pläne in Europa verzichten, wenn Russland sie bei der Lösung des iranischen Atomproblems unterstützt.

Russland, das als Reaktion auf den Raketenschild die Stationierung von "Iskander"-Raketen in Kaliningrad angedroht hatte, kündigte Ende Jänner ein Aussetzen dieser Pläne an. Politische Beobachter werteten dies als ein Zeichen an den neuen US-Präsidenten, der am 20. Jänner sein Amt angetreten ist. (APA)