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Kleine Netbooks, zu große Erwartungen?

AP Photo/Jae C. Hong

Klein, portabel, erschwinglich und voll im Trend: Mit dem EeePC scheint Asus vor rund einem Jahr den Puls der Zeit getroffen zu haben. Die ungebrochene Nachfrage nach den Mini-Laptops, Netbooks getauft, hat mittlerweile fast sämtliche großen Hersteller dazu verführt eigene Modelle auf den Markt zu werfen - der WebStandard berichtete.

Das Weihnachtsgeschäft 2008 dominierten die kleinen Gefährten. Im vergangenen Quartal haben Netbooks, einem Bericht des Marktforschungsunternehmens IDC nach, bereits einen Anteil von 30 Prozent am gesamten Notebook-Markt für Privatkunden im Wirtschaftsraum EMEA (Europa, Naher Osten und Afrika) erreicht. In Deutschland und Österreich sind es immerhin 20 Prozent, demnach boomt gar in reicheren Ländern das Geschäft mit den 300 bis 500 Euro-Geräten.

Unzufriedene Kunden?

Doch das neue und rasch wachsende PC-Segment zeichnet so manchem Branchenvertreter Sorgenfalten auf die Stirn. Nicht nur wirken für Computerhersteller die explodieren Absatzzahlen in Anbetracht der schrumpfenden Margen weniger berauschend, als oberflächlich angenommen. Industrievertreter warnen nun erstmals vor steigender Kundenunzufriedenheit.

Toshiba, der fünftgrößte Computer-Hersteller der Welt und nach Absatzzahlen drittgrößte Produzent in Österreich, mahnt Kunden davor, falsche Hoffnungen in die kleinen Laptops zu setzen und ortet in der Nachfrageexplosion nicht nur verlockende Preise sondern schlicht zu hoch gesteckte Erwartungen.

Kaufmotiv

"Es stellt sich die Frage, ob der Kunde wirklich zufrieden ist. Hat der Kunde das Netbook gekauft, weil er tatsächlich ein Netbook wollte oder dachte er, ein günstiges Notebook zu erwerben", räumt Hannes Schipany, Geschäftsführer von Toshiba Österreich, im Gespräch mit derStandard.at ein. Eine vom Unternehmen in Auftrag gestellte Studie soll bis April klären, aus welchen Motiven Konsumenten sich für Netbooks entscheiden.

Zusatzgerät

Selbst erst mit Verspätung in den Markt eingestiegen, bietet Toshiba Netbooks nach eigenen Angaben als Zweit- oder Drittgerät zur "Abrundung des Portfolios" an. "Als Laptop-Ersatz sind sie nicht geeignet", betont Schipany und verweist auf die vergleichsweise leistungsschwachen Prozessoren und kurzen Akkulaufzeiten der Wegbegleiter von etwa zwei Stunden. Ein wenig Internetsurfen und Emails schreiben ginge zwar, die kleinere Tastatur und das schmale Display der 8 bis maximal 12-Zöller schlössen längeres Arbeiten allerdings aus.

Doch die Werbung mache zwischen Netbook und Notebook oft keinen Unterschied und preise die Geräte bereits um Null Euro im Paket mit einem maßgeschneiderten Mobilfunkvertrag an. Der Ausblick, ein Schnäppchen zu erstehen, trüge. "Spätestens, wenn man eine Computerspiel-CD einschieben möchte, wird man enttäuscht", die große Leistung für wenig Geld gäbe es einfach nicht.

Sinkende Margen

Dass Toshibas kritische Einstellung gegenüber den Mini-Laptops auch von der Angst vor geringeren Einnahmen rührt, streitet Schipany nicht ab. "Natürlich sind sinkende Margen ein Thema im Handel." Falsche Erwartungen zu schüren, schade im Endeffekt aber der Industrie. Schließlich ginge es um die Kundenzufriedenheit und die daraus resultierende Bindung. "Einen Erstkunden, der sich von einem 300-Euro-Netbook angesprochen fühlt, weil er jetzt auch einen PC zuhause haben möchte, sollte man nicht alleine lassen", sagt Schipany und fordert umfassendere Beratung und Aufklärung. "Die eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht."

Und, ob ein unzufriedener Kunde nochmals zur selben Marke greift, sei zu bezweifeln. Den Trend zum "Mini" sieht der Manager in jedem Fall rückläufig. "Das waren jetzt zur Weihnachtszeit 20 Prozent. Aber das wird sich einpendeln und langsam abflauen." Voraussagen könne man in diesen Zeiten keine treffen.

Lichtblick für Konsumenten

Die vermeintlich zahlreichen Fehlgriffe während der vergangenen Monate haben aus Sicht der Konsumenten aber zumindest etwas Positives: Analysten der NPD Group schätzen, dass der Verkaufserfolg der Netbooks den Preisverfall bei vollwertigen Laptops ankurbelt. So kratzen die Einstiegsmodelle bereits am untersten Preissegment. Weihnachten 2010 könnte demnach vielleicht schon wieder im Zeichen der großen Brüder stehen oder die Grenze zwischen den beiden Segmenten ist derweil bis zur Unkenntlichkeit verschmolzen. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 3.3.2009)