Wien - Seit Jahren wird er verhandelt, und Ende letzter Woche wurde er nun auch in seinen finanziellen Details endlich präsentiert, der Kollektivvertrag (KV) für das Personal an den Universitäten. Darin wird auch festgeschrieben, wie eine typische wissenschaftliche Uni-Laufbahn in Zukunft aussehen soll. Und genau daran haben nun Spitzenforscher und Christoph Kratky, Präsident des Wissenschaftsfonds FWF, mehr oder weniger scharf Kritik geäußert.

Was aber sieht der neue Kollektivvertrag vor, der "zum einen dringend notwendig ist", so Kratky, "zum anderen aber aus Sicht der Forschung nicht optimal gelöst wurde"? Eine Uni-Karriere würde nach dem neuen KV mit einer auf vier bis sechs Jahre befristete Stelle als Uni-Assistent (nach dem Master bzw. Diplom) beginnen, um in der Zeit das Doktorat bzw. PhD zu machen. Noch bevor dieser Vertrag ausläuft, sollte in einem Gespräch zwischen Arbeitgeber und -nehmer klar werden, ob man Chancen für eine weitere wissenschaftliche Karriere an der jeweiligen Unis hat.

Wenn ja, kann man sich auf eine sogenannte "Laufbahnstelle" bewerben, also eine maximal sechsjährige Post-Doc-Stelle mit dem Titel "Assistant Professor". Für diese Stelle muss mit der Uni-Leitung eine Qualifikationsvereinbarung abgeschlossen werden. Darin wird festgelegt, was der Kandidat in einem Zeitraum von bis zu sechs Jahren erreichen muss - etwa eine Habilitation oder Ähnliches.

Bei Erfüllung der Qualifikationsvereinbarung wird man automatisch "Associate Professor" und damit unbefristet angestellt. Dieser Schritt soll früher erfolgen als derzeit Nachwuchswissenschafter die Habilitation erwerben.

Hauskarrieren als Modell?

Was auf dem ersten Blick - und zumal mit den englischen Berufsbezeichnungen - nach dem auf Leistung bedachten US-amerikanischen Tenure-Track-Modell aussieht, ist genau das aber nicht. Das kritisieren jedenfalls österreichische Spitzenforscher rund um Wittgenstein-Preisträger Jörg Schmiedmayer in einem offenen Brief an die heimischen Rektoren.

Die Spitzenforscher befürchten durch das neue Karrieremodell ",Hauskarrieren' von der 'Inskription bis zur Bahre' als das einzig erstrebenswerte Karrieremodell der Wissenschaft". Laufbahnen müssten einerseits zwar planbar sein, so der international renommierte Physiker Schmiedmayer, Sprecher der Wittgensteinpreisträger. Dies funktioniere andererseits aber nur, wenn das System offen bleibe, Bewegung und Wettbewerb zulasse - so wie eben beim US-amerikanischen Tenure-Track-System.

Ganz ähnlich argumentieren die mit dem Start-Preis ausgezeichneten Nachwuchsforscher in ihrem Brief: Was im KV als "typische Karriere" beschrieben werde, sei eine "Karikatur des international üblichen Tenure-Track-Systems".

Diese Kritik kann auch FWF-Präsident Christoph Kratky nachvollziehen, der im neuen KV eine Neufassung des Dienstrechts der 1970er-Jahre für die Jetztzeit sieht: "Das Problem des neuen Kollektivvertrags ist, dass er keinen Schutz vor Mittelmäßigkeit bietet." Im Extremfall könnten Universitäten nämlich junge Leute unbefristet anstellen, ohne dass diese bereits ausreichend bewiesen hätten, diese durch ihre Leistungen auch zu verdienen.

Gestern berieten sowohl die Universitätenkonferenz wie auch die Hochschul-Gewerkschafter über den KV. Letztere drohten bei Nicht-Zustimmung mit "gewerkschaftlichen Maßnahmen". (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Printausgabe, 3. 3. 2009)