Manche Probleme lösen sich von selbst, wenn man sich weit genug von ihnen entfernt. Mit dieser Binsenweisheit ist jetzt nicht Kärnten gemeint, das würde zu weit gehen. Die Frage der Relation stellt sich angesichts jener Erziehungsratschläge, die Kabel eins fortan überforderten Eltern am Sonntagabend mitgibt: Schickt die Bälger einfach zu einer Sekte nach Kanada!

So gesehen in der leider realen Seifenoper „Die strengsten Eltern der Welt". Dort wissen die leiblichen Eltern nicht mehr weiter. Frech, faul und beleidigt, mehr hat ihr Nachwuchs nicht zu bieten. Dazu kommt die übliche Portion Prolo-Coolness.

 

Foto: Kabel eins

Speziell in Entscheidungsmomenten geben sich die Geschwister Sara (16) und Thomas (14) besonders charmant. Aber okay, das ist alles noch nichts Abnormales. Anstatt sich an wirkliche Problemfelder heranzuwagen - etwa wo Kinder sich ihre Erziehung heutzutage abholen müssen -, begleitet das Kamerateam die verzogenen Gören zur zehntägigen Exkursion zu den Hutterern.

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Die Christengemeinde wirkt grundsympathisch, nur mag Sara kein Kopftuch und kein Kleid im Stil der Amischen tragen oder am Acker zu Gott lobenden Gesängen Karotten ernten. Lieber möchte sie wie ihr Bruder das Traktor- und Autofahren lernen dürfen. Geht aber nicht, sie ist ja ein Mädelein.

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Schwererziehbare Kinder sehen anders aus, davon könnten etwa die derzeit per se schlechtgemachten Lehrer ein Lied singen. Und die Lösung liegt nicht in Erziehungsformen des 19. Jahrhunderts. Unter Gleichaltrigen abseits der Welt von Kabel eins geht es um einiges respektloser zu. Aber Erziehungsprobleme etwa per Welt- oder Zeitreise zu verdrängen fällt offenbar weniger schwer als der Blick ins Schul- und Kinderzimmer.(Georg Horvath, DER STANDARD; Printausgabe, 3.3.2009)

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