Klagenfurt

Christian Scheider, Klagenfurter BZÖ-Bürgermeisterkandidat, hat in der Landeshauptstadt einen Sensationssieg hingelegt. Bereits im ersten Durchgang schaffte er 40,66 Prozent. Er ist damit haushoher Favorit für die Stichwahl mit Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ), die er mit 24,04 Prozent weit hinter sich ließ. Seinen Hauptkonkurrenten, den langjährigen VP-Bürgermeister Harald Scheucher, kickte er damit aus der Politik. Scheucher erreichte mit mageren 22 Prozent nicht einmal die Stichwahl. Klagenfurt dürfte nach mehr als drei Jahrzehnten ÖVP-Bürgermeistern nun wohl erstmals einen orange-freiheitlichen Stadtchef bekommen. Das wäre für den ehemaligen Privatsekretär und langjährigen Tennispartner Jörg Haiders die bisherige Krönung seiner politischen Laufbahn, im Laufe derer Scheider zahlreiche Parteifunktionen in der Haider-FPÖ auf Landes- und Klagenfurter Bezirksebene ausübte. Von 1999 bis 2001 war der ledige Vater einer Tochter Landtagsabgeordneter, dann wechselte er in die Stadtpolitik. Scheiders Stärke sind seine Leutseligkeit und sein soziales Engagement. Als Sozialstadtrat und zuständig für Wohnungsvergaben ist Scheider ein Politiker zum Anfassen, was die Wähler honorierten.

 

Feistritz

Dieter Mörtl, ÖVP-Bürgermeister von Feistritz/Gail, ist ein Mann der Rekorde. Der 1972 geborene Feistritzer setzte sich bei der Bürgermeisterwahl schon im ersten Durchgang mit fast 85 Prozent durch. Damit erreichte er die höchste Zustimmung aller bisher direkt gewählten Kärntner Bürgermeister. Auch im Feistritzer Gemeinderat setzte Mörtl Marksteine. Er toppte die Gemeinderatswahl 2003 und legte jetzt auf satte 60 Prozent zu und kann damit das beste Gemeinderatsergebnis für die Kärntner ÖVP verzeichnen. Schon 2003 hatte Mörtl kärntenweit die Nase vorn. Damals war er mit komfortablen 82 Prozent auch der jüngste Bürgermeister Kärntens. Mörtl lernte sein politisches Handwerk beim früheren Kärntner VP-Landeshauptmann Christof Zernatto, dessen persönlicher Sekretär er von 1995 bis 1999 war. Nach dem Absturz Zernattos bei der Landtagswahl 1999 wechselte Mörtl zu dessen Nachfolger als VP-Obmann und Landesrat Georg Wurmitzer. Heute ist der passionierte Skitourengeher und leidenschaftliche Jäger glücklich, die Geschicke seiner Heimatgemeinde leiten zu können. Er lebt dort mit seiner Gattin und seinen beiden Töchtern auf einem kleinen Anwesen und züchtet Schafe.

Wolfsberg

Gerhard Seifried, der ewige Rebell der Kärntner SPÖ, musste eine herbe Wahlschlappe in seiner roten Hochburg Wolfsberg einstecken. Ausgerechnet die Orangen bescherten ihm den Verlust seiner absoluten Mehrheit im Gemeinderat. Zwar konnte er seinen Bürgermeistersessel mit 56,3 Prozent souverän verteidigen (2003 waren es noch 70 Prozent), doch purzelte seine SPÖ im Gemeinderat von 58,5 Prozent 2003 auf rund 42 Prozent. Seinen Ambitionen dereinst, Chef der einst stolzen Kärntner SPÖ zu werden, dürfte damit wohl ein arger Dämpfer verpasst worden sein. Seifried machte vor allem als Parteikritiker auf sich aufmerksam und galt als SP-Querverbinder zum verstorbenen Landeshauptmann Jörg Haider. Gemeinsam mit diesem hob er 2004 die "Plattform Wolfsberg" - eine Kooperation zwischen SPÖ und FPÖ - aus der Taufe. Seifried, geboren am 19. August 1961 in Wolfsberg, war Pressereferent der Kärntner SPÖ unter dem damaligen Vorsitzenden Peter Ambrozy, den er später abwertend mit einem "Karawankenbär" verglich. Anschließend werkte der Vater zweier Söhne beim ORF, wo er sich vor allem als Balkan-Kenner einen Namen gemacht hatte und oftmals von diversen Kriegsschauplätzen berichtete.

Mittersill

Dass Wolfgang Viertler (48) Bürgermeister des Oberpinzgauer Städtchens Mittersill mit 5500 Einwohnern bleiben würde, war schon vor der Wahl klar. Das Ausmaß seines Wahlsiegs überrascht dennoch: 80 Prozent Zustimmung machten den ehemaligen SPÖ-Bürgermeister Roman Oberlechner zum reinen Zählkandidaten. Dabei gehört der gebürtige Steirer Viertler keiner Partei an - aus Protest gegen die blau-orange Spaltung ist er im Jahr 2005 aus der FPÖ ausgetreten. Als innerparteilicher Kritiker war der ehemalige Sekretär des freiheitlichen Landesparteichefs Karl Schnell schon bekannt, als er es 2004 schaffte, völlig gegen den Landestrend die 40-jährige Vorherrschaft der Sozialdemokraten in Mittersill zu beenden. Im Vorfeld der aktuellen Wahl gelang Viertler schließlich der ganz große Coup: ÖVP und FPÖ traten unter seiner Führung als gemeinsame Liste zur Gemeinderatswahl an - und holten prompt 18 der 25 Sitze. In die Schlagzeilen war Viertler zuletzt gekommen, als die geplante Abschiebung zweier voll integrierter Flüchtlingsfamilien aus Mittersill bekannt wurde. Viertler forderte ein humanitäres Bleiberecht für die Kosovaren, betonte aber, ein Anhänger einer restriktiven Asylpolitik zu sein.

Hallein

Wenn es in Salzburg so etwas wie eine traditionell sozialdemokratische Industriehochburg gibt, ist das die ehemalige Salinenstadt Hallein. Doch seit 1999 gehen in der zweitgrößten Stadt im Bundesland die kommunalpolitischen Uhren anders: Seit damals hat die 20.000-Einwohner-Gemeinde mit Christian Stöckl (51) einen ÖVP-Bürgermeister. Anstoß für den Farbwechsel war ein parteiinterner Krach bei den Sozialdemokraten, die sich nicht auf einen gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten einigen konnten. Stöckl, im Zivilberuf Mathematiklehrer, nutzte seine Chance und siegte in der Stichwahl. Durch seinen überragenden Sieg bei der Bürgermeisterwahl vergangenen Sonntag - 73 Prozent im ersten Wahlgang - dürfte das landespolitische Gewicht Stöckls ansteigen. Mancher VP-Funktionär sieht den ehrgeizigen Halleiner Stadtchef schon als möglichen Nachfolger von Wilfried Haslauer an der Spitze der Landespartei. Einen Fuß hat Stöckl jedenfalls als Neo-Landtagsabgeordneter in der Tür. Seit dem Vorjahr ist er auch Landesobmann des ÖAAB. In der Halleiner Stadtpolitik hat Stöckl völlig freie Hand: Seit Sonntag hat die ÖVP im Gemeinderat der ehemaligen roten Hochburg eine absolute Mehrheit.(stein/pehe/DER STANDARD Printausgabe, 3. März 2009)