An sich hätten die Meidlinger kein Problem mit sozialen Einrichtungen in ihrem Grätzel, sagt Bezirkschefin Gabriele Votava (SP): "Im Zwölften sieht man solche Projekte durchaus positiv." Gegen ein Vinzidorf auf dem Gelände des Klosters Marianneum in der Hetzendorfer Straße hätten die Anrainer aber zu Recht Bedenken. "Die Standards in einem Vinzidorf liegen unter dem Wiener Level für Obdachlosenunterkünfte."

Am Dienstag bittet die rote Bezirkspolitikerin ab 18 Uhr zur Infoveranstaltung in ein Kaffeehaus (Hetzendorfer Straße 79), um sich mit Anrainern über die weitere Vorgehensweise im Kampf gegen eine neue Obdachloseneinrichtung des Lazaristenordens zu beraten. Dabei, so Vinzidorf-Initiator Wolfgang Pucher, gehe es in Hetzendorf gar nicht darum, ein neues, niederschwelliges Obdachlosenheim nach Grazer Vorbild zu errichten. Vielmehr werde eine bereits bestehende Notunterkunft saniert. "Die Gebäude dort sind in einem sehr schlechten Zustand." Gut 25 Menschen - großteils Flüchtlingsfamilien - kommen derzeit im Orden unter. Die Zahl der Bewohner soll sich auch nach der Sanierung nicht ändern. Nach Plänen des Wiener Architekturbüros gaupenraub sollen künftig sämtliche Sanitäranlagen und Gemeinschaftsräume im Hauptgebäude untergebracht werden, während im Gartenbereich einzelne Bungalows als Schlafräume dienen. Für die SP-Bezirkschefin ein Indiz dafür, dass in Meidling auf Privatgrund ein Containerdorf für Flüchtlinge entstehen soll. "Und das kann es ja wohl nicht sein, da sind wir in Wien schon viel weiter", sagt Votava. Zudem fehle es in Vinzi-Einrichtungen an sozialarbeiterischer Betreuung.

Ein Vorwurf, den Vinzi-Pfarrer Pucher nicht gelten lassen will. "Wir haben sehr viele ehrenamtliche Mitarbeiter, die gute Arbeit leisten." Und dass Vinzi-Projekte, in denen Obdachlose unterkommen, die in anderen Heimen abgelehnt werden, eine wertvolle Ergänzung zu den stadteigenen Einrichtungen darstellten, habe ihm inzwischen auch der Fonds Soziales Wien schriftlich bestätigt.

Für ihr erstes Wiener Dorf hat die Vinzigemeinschaft seit kurzem die Brigittenau im Visier. Man hofft, in den nächsten Jahren auf dem Frachtenbahnhofsgelände bauen zu dürfen. (Martina Stemmer/DER STANDARD-Printausgabe, 3.3.2009)