Nach nur drei Tagen hat die Stadtverwaltung vier jener fünf "Ghost Bikes" entfernt, die Rad-Aktivisten der "Criticalmass", einer Plattform ohne Organisationscharakter, Ende Februar in Wien platziert hatten. "Ghost Bikes" sind weiß gestrichene Räder, die als Mahnmale aufgestellt werden, um durch Zustammenstöße mit Lkw oder Pkw getöteter Radfahrer zu gedenken. Gleichzeitig wird damit eine höhere Wahrnehmung für Radfahrer im Fließverkehr gefordert.

criticalmass.at

Nach der Aktion der Rad-Aktivisten standen in der Bundeshauptstadt insgesamt acht  "Ghost Bikes". Sieben davon hat die zuständige MA48 bereits wieder demontiert, was bei den Aktivisten auf große Empörung stößt.

Vier der fünf neu aufgestellen Mahnmale am Hernalser Gürtel, der Erdberglände, der Schweglerbrücke und am Wiedner Gürtel stehen jetzt nicht mehr. Zusätzlich wurden jene drei Mahn-Räder in der Leopoldstadt abgebaut, die an den Oktober 2008 erinnerten, wo drei Menschen bei Zusammenstößen mit Lkw ihr Leben verloren.

Als Grund für die Entfernung der Räder nennt Martin Schipany, Pressesprecher von Verkehrs-Stadtrat Rudolf Schicker auf Anfrage von derStandard.at, dass die Mahnmale "Fragmente im öffentlichen Straßenraum" ohne Genehmigung seien.

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Nur das Rad-Mahnmal in der Johnstraße (Bild) war vorerst an Ort und Stelle geblieben. Am Mittwochmittag entfernten es die Aktivisten aber selbst, um der Stadtverwaltung zuvorzukommen.

Das Rad war Ende Februar aufgestellt worden, um an den Unfalltod vor zehn Jahren einer damals 26-jährigen Radfahrerin zu erinnern.

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Die IG-Fahrrad wehrt sich gegen die Beseitigung der Räder nun mit Protest-Emails an die zuständigen Stadtverwaltungen sowie and Verkehrs-Stadtrat Rudolf Schicker. Zusätzlich wurde die Online-Petition "Ghost Bikes müssen bleiben!" eingerichtet. Sie kann online unter http://ghostbikes.criticalmass.at "unterschrieben" werden.

Auch andere Hoffnungen der Aktivisten bleiben unerfüllt: Eine Ortsverhandlung über die Entschärfung der Gefahrenstellen auf der Taborstraße im Jänner brachte keine wesentlichen Änderungen. Die IG-Fahrrad hatte gefordert, den Radweg als Mehrzweckstreifen auf die Fahrbahn zu verlegen.

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Durch die in Wien neu aufgestellten Mahnmale wollten die Aktivisten darauf aufmerksam machen, dass in der Bundeshauptstadt innerhalb der vergangenen neun Jahre 21 Radfahrer durch Zusammenstöße ums Leben gekommen sind. Allein im Jahr 2008 starben drei Radfahrer durch Kollisionen mit Lkw.

Die ersten "Ghost Bikes" wurden vor rund sechs Jahren in den USA aufgestellt. Heute soll es sie in über 80 Städten auf der Welt zu sehen geben. In Österreich stehen solche Mahnmale in Wien, Graz und Wiener Neustadt. (mak)

Information: http://ig-fahrrad.org

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