Wien - Im Rahmen des Charles-Darwin-Jahrs wird ab 3. März unter dem Titel "Evolution - Die Grundlage für ein Verstehen des Wandels in der Welt" von sehr unterschiedlichen Perspektiven aus über Auswirkungen und Anwendungen von Darwins Erkenntnissen diskutiert. An dem viertägigen Symposium wird neben Wissenschaftern aus verschiedenen Disziplinen unter anderem auch Kardinal Christoph Schönborn teilnehmen.

Eröffnet wird das Symposium mit einem Vortrag von Svante Pääbo, Direktor der Abteilung Evolutionäre Genetik des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Dem renommierten Paläogenetiker aus Stockholm gelang es 1985 als erstem, die DNA einer Mumie zu klonieren; kürzlich konnte sein Team die fast komplette Sequenzierung des Neandertaler-Genoms durchführen.

"Die Bedeutung von Wissenschaft für die Erkenntnis von Welt und Gesellschaft ist dialektisch"

Etwas anders dürfte Tags darauf der Zugang Kardinal Schönborns ausfallen: Nachdem er vor vier Jahren in einem Beitrag für die "New York Times" eine internationale Debatte über das Intelligent Design losgetreten hatte, spricht er am Mittwoch über "Schöpfung und Evolution - zwei Paradigmen und ihr gegenseitiges Verhältnis". "Die Bedeutung von Wissenschaft für die Erkenntnis von Welt und Gesellschaft ist dialektisch", erklärt Hubert Christian Ehalt, Koordinator der Wiener Vorlesungen: "Wissenschaft erklärt, drängt Mythen und Vorurteile zurück, vergrößert den Bestand des sicheren Wissens; gleichzeitig beseitigt Wissenschaft 'alte Gewissheiten' und öffnet unser Bewusstsein für das Neue. In diesem Wechselspiel leistet exzellente Wissenschaft einen Schlüsselbeitrag für Demokratie, für eine offene Weltsicht."

Vier Tage lang werden Experten wie die Genetikerin Eva Jablonka, der Theoretische Biologe Sebastian Bonhoeffer und andere erläutern, wie Biochemie und Molekularbiologie das evolutionäre Gedankengut weiterentwickeln und wie Darwins Erkenntnisse uns heute bei der Beantwortung ökonomischer, ökologischer und sozialer Fragen helfen kann. Im Rahmen des Symposiums wird zudem eine Studie über die Österreicher und ihre Sicht auf die Evolutionstheorie vorgestellt.

"Beginnend mit der Biologie hat man beobachten können, wie sich Dinge, die man vorher als konstant und stabil betrachtet hat, über lange Zeiträume hinweg verändern. Die Idee, dass die Welt sich wandelt und wir nur ein sehr kleines Zeitfenster betrachten, hat sich seither in der gesamten Wissenschaft durchgesetzt", so Peter Schuster, Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), die gemeinsam mit dem Wiener Rathaus und der Universität Wien das Symposium ausrichtet. (red)